Sonntag, 23. Februar 2014

Kausalität

Die Frage nach dem Warum stelle ich mir ja des öftern. So mindestens einmal am Tag. Nicht nur warum man morgens aufstehn muss, obwohl das Bettchen einfach viel kuscheliger und wärmer ist, warum man nicht einfach das essen kann wozu man lust hat ohne mit einem schlechten Gewissen an den nächsten Sommer zu denken, warum man die Wohnung putzen muss, obwohl man noch nicht am Fußboden kleben bleibt. Die einfachste Antwort hier drauf ist: weil man es eben so macht. Aber die Frage, warum ich mir diesen goldenen Käfig gebaut habe, ist nicht so einfach zu beantworten. Ich glaube allerdings es hat viel mit Kausalität zu tun. Ich muss nämlich demnächst ein Minireferat über Kausalität halten, eigentlich voll öde. Was ich aber verinnerlicht habe ist, dass es für jede Wirkung und jede Tatsache eine Ursache gibt. Ganz am Anfang steht eben der Urknall und über die Frage ob nun zuerst das Ei oder das Huhn da war, dadrüber lässt sich auch streiten. Wenn man diese Ursachen-Wirkung-Theorie weiterspinnt kommt man zu der Erkenntnis, dass jeder zwar für sein eigenes Handeln verantwortlich ist, dies aber aus irgendeinem Grund passiert. Ich persönlich habe dadraus eine Art Glaube entwickelt. Ja, ich habe mich dafür entschieden, nach der 10. Klasse das normale Gymnasium abzubrechen und letztendlich war es gut so. Ich denke ich hätte auf direktem Weg nicht die gleichen Ergebnisse erzielt wie mit dem Umweg den ich gegangen bin. Das erinnert mich an ein Beispiel aus der VWL-Vorlesung, ja ich habe heute echt mal gelernt und es tut mir auch leid dass ich so viel Unikram hier rein bringe. Jedenfals gibt es ja auch in der Wirtschaft Auf- und Abschwünge. Hoch und Tiefs. Und nach jedem Abschwung kommt ein Aufschwung. Das beweisen jahrelange Beobachtungen. Und um wieder auf meine Glaubens-Theorie zurück zu kommen, ich glaube, dass auch diese unschöne Phase sich irgendwann zu einem Aufschwung wenden wird. Ob sich der Aufschwung in Form von guten Noten äußern wird, das bezweifele ich momentan. Aber es weis ja kein Mensch, wozu und warum ich es mir antue, ständig in den langweiligsten Vorlesungen rumzuhocken und daran zu denken, wie man ein schnuckeliges Restaurant einrichten könnte und welche Gerichte auf der Tageskarte stehn könnten. Ich schweife einfach zu oft geistig ab, als dass ich sagen kann, jaaa dieses Studium, das ist meine Erfüllung. Aber warum mache ich es trotzdem? Weil eben alles einen Grund hat. Und ist es nicht Grund genug, die ganzen vielen lieben Menschen hier um mich zu haben? Die witzigen Gespräche über liebseelige Verschwörungen oder die Immitation Anderer. Die Treffen und de Sitzordnung auf dem gemütlichen, grünen Sofa und die fest eingespielten Abläufe an jedem Mittwoch Abend. Die spontanen Vernichtungen diverser Spirituosen. Aber was mich so sehr an Lörrach fasziniert und warum ich immer wieder hier her komme, ist der Zusammenhalt, der sich mittlerweile entwickelt hat. Wir sind alle schon wie eine Familie. Jeder hat seine Aufgabe und jeder ist für den andern da. Ob es nun dadrum geht, dass jedem von uns Sonntags die Decke auf den Kopf fällt und man Unterhaltung braucht oder man unfähig ist, eine Fahrradlampe zu befestigen. Man ist hier nicht allein. Wir haben alle unsern goldenen Käfig, den wir uns selbst erschaffen haben. Aber wir versuchen das beste aus dem zu machen, was wir eben haben. Keine Mensa? Macht nix - Laugenstangen und Flammkuchenaufstrich ist eh viel besser. Ich bin sehr froh und dankbar, dass diese ganzen lieben Menschen mir es erträglich mache. Erträglich hört sich jetzt wieder so negativ an. Aber es ist einfach noch so ungewiss, welche Wirkung die Ursache Duales Studium auf uns alle hat. Ich glaube wir schaffen es ganz gut, diese Ungewissheit durch permanente Ablenkung wettzumachen. Aber wenn ich dann Abends in meinem Bett liege und nur ein Alcatel Handy ähhhh Telefon zur Hand hab, denk ich drüber nach, ob sich dieses Abmühen überhaupt mal lohnt. Und wenn ja, wie und in welcher Form. Aber diese Frage kann keiner beantworten. Es bleibt mir wohl nix anderes übrig als zu warten. Mit den kleinen Wirkungen bin ich jedenfalls mehr als zufrieden. Was die große Wirkung betrifft, glaube ich, habe ich mich sehr gut unter Kontrolle nicht ständig darüber nach zu denken. Was bringt es mir zu denken, was wäre wenn oder wenn-dann-Theorien aufzustellen. Oder mich selbst zu bemitleiden. Ganz ehrlich, eigentlich geht es mir gut. Ich bin gesund, habe eine tolle Familie und Freunde von jeder Sorte. Da ist die Pesimistin und die Quasselstrippe, die Ausgeglichene und der Hebbel. Und irgendwann kommt ach noch der Prinz mit Bauernhof vorbei. Bis dahin denke ich mir: Meine Freunde heiraten, bauen Häuser, kriegen Kinder. Und ich pule den Chiquita-Aufkleber von einer Banane und klebe ihn mir auf die Stirn und singe die Instrumente bei Liedern mit.