Donnerstag, 8. Dezember 2011

Tag 89 - Cebu


Gestern haben wir uns endlich dazu aufgerafft von Boracay zu verschwinden. Es konnte so nicht mehr weiter gehen. Mittlerweile sind wir echt zu bekannt geworden. Trotzdem, ein letzter Tanzabend im Palaw musste sein. Um 3Uhr morgens kamen wir total müde im Hotel an und mussten dann noch packen. Ich freute mich schon riesig wenn in 3h wieder der Wecker klingeln würde...
Zum Glück hatte ich nicht viel geschlafen, denn der Typ am Hafen in Boracay hat uns mal schön übers Ohr gehauen. Er meinte, dass es in Catiglan ne Anschlussfähre gibt, die schneller wäre als der Bus. Wir haben nur „kein Bus“ rausgehört und das kam uns schon wie ein Wunder vor. Keine bescheuerte Busfahrt. Dem war dann aber nicht so. In Catiglan lachte uns ein Typ aus und meinte, es gäbe nur ein Bus nach Iloilo. Toll... Ich sah den Minibus und freute mich schon. Das weckte Erinnerungen an komfortable Minibusse in Thailand. Wir sind hier aber nicht in Thailand also ist der Minibus auch ganz und gar nicht komfortabel. Vor allem die letzten beiden Plätze im Kofferraum nicht...
Mit Valium, Ibu und meinem wenigen Schlaf aus der vergangenen Nacht überlebte ich irgendwie die schreckliche Fahrt, die ca. 4-5h dauerte. Am Hafen in Iloilo machte ich den Guide und kümmerte mich um Tickets und Proviant. Stefan hielten die Leute ständig für einen Bettler, da er immer noch barfuß durch die Gegend latschte. Ein Kerl wollte ihm sogar seine FlipFlops schenken. Auf der Fähre bekamen wir zwei Betten zugewiesen die mir gar nicht gefielen. Es zog bestialisch. Wunderbare Voraussetzungen für mein Ohr, das gerade am verheilen ist. Wir zogen also so lange um, bis wir ein Bett auf dem oberen Deck gefunden hatten, wo man es aushalten konnte. Zuerst schlief ich lange Zeit nicht ein. Ich musste zu viel über Australien grübeln. Es macht mich schier Wahnsinnig, der Gedanke, dass ich bald für 10 Tage allein unterwegs bin und dann auch noch ein Auto kaufen muss. Bestimmt mache ich mir sowieso unnötige Sorgen. Aber ich hab mich nun schon total dran gewöhnt, dass ich nur die Hälfte der Verantwortung tragen muss. Jetzt bin ich bald wieder allein. Zumindest so lange bis Michelle endlich kommt.
Die Fähre kam so gegen 8Uhr früh im Hafen von Cebu an. Unser letztes Ziel auf den Philippinen. Dort schnappten wir uns gleich ein Taxi. Leider wollte das Auto uns wohl nicht befördern, denn es sprang auch nach 100 Versuchen es irgendwie anzubekommen nicht an. Aber der Typ, der uns schon vorher in das kaputte Auto seines Bruders gesetzt hatte, hatte wohl eine große Familie, denn er kam gleich drauf an und meinte: „My brother will drive you. Give him the money.“ Genau das selbe hatte er auch schon beim kaputten Auto gesagt. Alles ein Clan. Wir fuhren also in die Jasminstreet, schauten uns 3 Hotels an und entschieden uns dann für das günstigste, das sogar Wlan auf dem Zimmer hat. Das Zimmer war aber noch nicht fertig und mein Magen zickte ganz schön rum, also machten wir uns auf den Weg ins Mägges. Jeder kennt wahrscheinlich den typischen McDonald-Geruch. Fritteusenparfum gepaart mit Cola und Ketchup. Hier roch es aber ganz und gar nicht vertraut. Meine Nase nahm nur den Gestank von Reis und Prok Adobo wahr. Pork Adobo ist ein typisches philippinisches Essen, das ich aber noch nicht probiert habe und es auch nicht probieren werde. Es gibt es an jeder Ecke. Meistens in irgendwelchen Töpfen und man kann sich selbst bedienen. Allein das turnt mich schon enorm ab. Allein Jesus weiß, wie lange das Zeug schon in der Sonne rumgammelt. Zum andern sieht es auch nicht sonderlich appetitlich aus. Irgendwie erinnert es mich an verbranntes Gulasch. Also ganz und gar nichts für mich. Jedenfalls roch es in diesem Mägges danach. Grund genug es bei KFC zu versuchen. Dort verspeiste ich einen Burger und Pommes mit Ketchup der nach Rotweinessig schmeckte. Aber egal. Hauptsache mein Magen war wieder voll und so legten wir uns erst einmal schlafen. Ach nein, wir luden zuerst noch nen Film runter...
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, einfach nur so rumzuliegen und wir machten uns auf den Weg. Wohin wussten wir selbst nicht so genau. Als Stefan dann nach einer Mall fragte, hatten wir doch ein Ziel vor Augen. Dennnoch verschlug es uns zunächst in eien Buchladen wo ich bei der Weihnachtsdeko ein Fähnchen mit der Aufschrift "Happy Birthday Jesus" entdeckte. Schnell ein Bild und weiter gings. 

Wir liefen ne halbe Ewigkeit und ich musste Stefan andauernd bremsen, nicht so zu rennen. Er hatte nämlich wieder Schuhe an. Sogar seine Wanderschuhe. Mit denen läufts sich wohl von allein. Da können meine Rennsandalen nicht mithalten. Wir mussten noch 3 weitere Passanten fragen, wo diese Mall denn nun ist und standen dann irgendwann direkt vor ihr. Das Gebäude gefiel mir nicht. Drinnen wars auch nicht besser. Alles voll mit Geschäften, die zum Geldausgeben verlocken. Da Stefan ja genauso ein großer Shoppfingfan ist wie ich, verschlug es uns gleich ein paar Stockwerke höher, weg von den ganzen Kleider -und Unterwäschegeschäften, zur Elektroabteilung. Wir suchten jeden Laden ab. Immer im Hinterkopf, es muss ein günstiges Tablet-Pc sein. Die Chinaläden waren hier aber nur rar gesät, so fanden wir nur teure Ipads oder Samsung-Teile. Stefan war frustriert. Meine Laune war auch nicht gerade auf dem Hochpunkt. Allein wegen der Tatsache, dass wir nun schon so lange in einer Mall rumlatschten. Diese Mall ist wie eine kleine Stadt. Sie ist um eine Gartenanlage herum gebaut, total gepflegt und eigentlich recht hübsch gehalten. Von innen. Und draußen in der Realität ist Cebu so versmogt, dass man den Dreck in der Luft schon sehen kann.
Ach ja, Stefan befand sich immer noch total im Tablet-Pc-Wahn. Seit er irgendwo so ein Gerät für 50€ oder so gesehen hatte, ist er total besessen von der Idee, auch Besitzer dieses Teils zu werden. Es übertrifft sogar noch den DVD-Brenn-Wahn. Und das heißt schon was... Wie in Trance ging er also, als wir endlich aus der Mall draußen waren, zu einem Taxi und wollte dass er uns zu einem Ort bringt, wo es billige Chinaelektronik gibt. Für 100P fuhr uns der Taximensch zur nächsten Mall. Ohaa. Meine Laune... Ich biss mir also gewaltig auf die Lippe um nicht in aller Öffentlichkeit los zu brüllen: „Neeeeeiiiiin, nicht schon wieder so ne Menschenquälanstalt!“ Brav wie ich ja nunmal bin folgte ich Stefan in die monströse Elektroabteilung. Vorbei an Haushaltsgeräten und Wasserkochern mit Deutschlandfahnen. Moment mal. Kenn ich diesen Wasserkocher nicht? Ein Schritt zurück und ich seh ihn vor mir. Es ist mein Wasserkocher! Wie geil ist das denn bitte. Mein Tefal Wasserkocher, der bei mir zuhause neben dem Toaster steht und den ich vor meiner Abreise extra noch einmal entkalkt habe. Und wieso freue ich mich jetzt meinen Wasserkocher zu sehen? Ich denke, das bisschen Hirn das mir geblieben ist, opfere ich diesen Berichten hier. :)
Nun, die Elektroabteilung bestand aus wage formuliert 70 kleinen Geschäften. Na toll. Jetzt geht’s also erst richtig los. Wir stürzten uns ins pure Vergnügen und fragten in jedem Geschäft nach Tablet-Pcs. In eins liefen wir sogar zweimal rein. Irgendwann erklärte Stefan die Mission für gescheitert. Wenn ich noch etwas Energie in mir verspürt hätte, hätt ich in diesem Moment wohl gejubelt. Wir wollten gerade die Mall verlassen, entdeckte Stefan ein Breadshop. Und was gebs da? Richtiges Baguette. Jaaaa, Baguette wie von einem normalen Bäcker. Deutsch-französisches Brot sozusagen. Zum Nachtisch noch eine Puddingstange für Stefan und eine Rosinenschnecke für mich und dann stiegen wir mal wieder in ein Taxi. Tricyclets gibt’s hier in Cebu wohl nicht. Wieso eigentlich nicht? Stefan meint, die Regierung hätte es wohl irgendwie durchsetzten können, dass Tricyclets hier verboten sind. Aber auch das ist nur eine Theorie. Der Taximensch lies uns in der Nähe unsers Hotels raus. Wir fanden einen Laden, wo wir Käse, Majo mit Bacongeschmack und was zu trinken kauften und dann zogen wir voll bepackt zurück ins Hotel. Ich freute mich wie ein kleines Kind auf das Baguette. Herrlich. Es schmeckte einfach wunderbar. Ich hätte es auch ohne die ekelhafte Dosenwurst, ohne Butter und ohne Käse verspeisen können. Danach noch die Schnecke, die aus richtigem Blätterteig war und ich war ein glücklicher Mensch im traurigen Cebu.
 
Es war noch recht früh, trotzdem machten wir uns fertig um mal zu sehen, was Cebu Partymäßig zu bieten hat. Es verschlug uns zunächst in eine Tabledancebar, wo aber nix los war. Danach in ein Irgendwas, wo wir gleich von gefühlten 100 Filis überfallen wurden. Dass sie sich nicht auf meinen Schoß gesetzt haben war sehr überraschend... Stefan war vermutlich genauso überfordert mit der Situation und als ungeübte Puff und Tabledancegänger wussten wir auch nicht wirklich was wir hier sollten. Außer wieder abhauen. Völlig traumatisiert konnte uns eine normale Disco auch nicht locken. Vielleicht morgen. Wir laberten auf dem Rückweg beide dermaßen wirres Zeug zusammen, was ich auf Cebu im allgemeinen schiebe. Cebu – eine Stadt, die nichts für ein weiches Gemüt, wie ich es bin, ist. Kinder, die dir so lange bettelnd hinterher laufen, bis sie dein Eis bekommen, generell alles voll mit Straßenkindern und Menschen, die an irgend einer Ecke sich ihr Lager aus Pappkartons gebaut haben. Es stinkt widerlich nach Urin und Kot, in den Straßen liegt überall Müll, zur Freude von unzähligen Kakerlaken. Und das jämmerliche bellen von Hunden, die in einer Garage in kleinen Hamsterkäfigen gehalten werden, brachte mich an den Rand meiner stabil wirkenden Haltung. Ich musste mir erst einmal den Mund kräftig ausspülen, als wir wieder im Hotel waren. Etwas Wasser ins Gesicht und ein paar aufmunternde Worte von Stefan und ich hab mich wieder einigermaßen gefangen.
Das war nun die schlimme Seite meiner Reise. Zum Glück hab ich noch nicht so viele Städte wie Cebu gesehn. Aber ich bin froh, um diese Erfahrung. Nur weiß ich noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Wo soll ich hinsehen, wenn mich zwei riesige Kulleraugen angucken und die Hand hinhalten während ich ne Sprite trinke? Ich fühle mich so hilflos. Ich kann ja nicht jedem Kind etwas zu Essen kaufen. Am Schluss sitze ich auch auf der Straße...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen