Um 18Uhr holte uns der Bus an einer
Menschenhändlerstation ab. Unterwegs lernten wir eine nette
deutsche, Lena, kennen. Sie reist schon seit 8 Monaten durch Asien
und war tatsächlich 6 Monate in Indien. Da Stefan dort auch schon
mal für ein paar Monate war und seine Erzählungen von Indien immer
mit dem gleichen Satz enden: „Die sind verrückt die Inder!“, war
er noch viel mehr beeindruckt, als ich. Endlich hatten wir mal wieder
eine Asienreisende gefunden. Nicht wie die Art von Backpackern die
man am liebsten gleich nach Australien beamen sollte.
Jedenfalls sicherte ich uns gleich
wieder die Sitzplätze in der ersten Reihe ganz oben und es dauerte
auch nicht lange, packte ich mein Buch aus und fing an zu lesen. Ich
las bestimmt 4h, als ich endlich müde wurde. Leider konnte ich nicht
wirklich viel schlafen, da man die Klimaanlage nicht ausschalten
konnte und so langsam mein Hals anfing gegen meinen Schluckreflex zu
protestieren. Zum Glück fand ich in den Tiefen meines Rucksacks ein
Päckchen abgelaufener Hustebonbons. Die halfen mir, wenigstens ein
paar Stunden zu schlafen. Zwischendurch wurde ich immer wieder wach,
klaute Stefan ab und zu den Kopfhörer um der beruhigenden Stimme von
Rufus Beck (Harry Potter) zu lauschen und dann doch wach zu bleiben.
Langsam wurde der schwarze Himmel immer helle und ich befürchtete,
dass wir bald zur nächsten Menschenhändlerstation gelangten. So war
es auch. Gegen 6Uhr morgens kamen wir irgendwo in Surathani an. Dort
warteten wir bis die ganze Menschenherde in kleine Minibusse
verfrachtet wurde und zum nächsten Menschenhändler gebracht wurde.
Irgendwo im Nirgendwo war eine relativ große Hütte, mit
Fahrkartenschalter, Essensstand und einigen Sitzmöglichkeiten. Hier
warteten Stefan, Lena und ich über eine Stunde bis wir endlich in
einem 5-Sitzer-Phlippinenbus zum Hafen gefahren wurden. Alle
Passagiere sollten sich nach unten begeben und dort in dem kalten
Raum warten bis das Boot zuerst auf Koh Samui und dann auf Koh
Phangan anlegte. Aber nicht mit mir. Lena war es auch zu wider sich
nach unten zu verziehen, also setzten wir uns vorne vor die
Kapitänskabine und schmierten uns dick mit Sonnencreme ein. Als sich
das Schiff dann endlich in Bewegung setzte, freuten wir uns alle über
das kühle Lüftchen auf der schweißtriefenden Haut. Mittlerweile
hatten sich noch mehr Passagiere nach vorne gesellt. Auch ein
weiterer Asienreisender. Arun. Halb deutsch, halb indisch und mit 27
Jahren Pilot bei Delta in den USA. Als ich das erfuhr war ich hin und
weg. Pilot war der Beruf, den ich doch tatsächlich als Traumjob
bezeichnen würde. Leider hab ich mich nie getraut, mich bei
Lufthansa, AirBerlin oder anderen Gesellschaften, die Piloten
ausbilden zu bewerben. Ich hatte hundert Fragen an Arun und Lena
stellte die restlichen 900. Total bescheiden berichtete uns Arun,
dass des öfteren schon mal ein Vogel gegen die Scheibe fliegt oder
wie man Luftlöchern ausweicht. Stefan, Lena und ich hatten ja vor,
nach Koh Phangan zu gehen. Aber wir verstanden uns grad alle so gut,
dass wir überlegten, einfach auf dem Schiff sitzen zu bleiben und
mit Aarun nach Koh Tao zu fahren. Leider fiel der Plan ins Wasser, da
die Koh Tao-Reisenden auf Koh Phangan das Boot wechseln mussten und
nochmal die Fahrkarten zeigen sollte. Daher schnappten Stefan, Lena
und ich uns ein Taxi für übertriebene 300Baht, das uns zu einem
Hotel bringen sollte. Lena kannte wohl einen Typ, der hier ein Haus
gemietet hatte. Aber die Zimmerpreise in diesem Resort waren uns
etwas zu teuer also checkten Stefan und ich im Hotel nebenan ein. Wir
bekamen ein luxeriöses Bungalow mit Terrasse und Fußdusche. Total
kaputt und vermoggt von der langen Fahrt, duschte ich mich erst mal
ausgiebig und fiel dann todmüde ins Bett. Als ich wieder wach wurde,
hatte Stefan aus dem 7/11 bereits Cola, Eistee, Lutscher, Spülung,
Hustenbonbons und Schinken-Käse-Sandwichs besorgt. Wie lieb! Diesen
Kalorien- und Energieschub konnte ich aus wirklich vertragen. Dann
hielt uns aber nichts mehr und wir mussten uns den Strand anschauen.
Unterwegs im Taxi hatte ich bereits einige schöne Strände erspäht.
Bereits da, war ich begeistert in Koh Phangan. Meine eigentlichen
Erwartungen von einer überfüllten Insel oder zumindest einem Strand
wie der in Arenal waren eindeutig falsch. Dieser Strand hier, Hat
Yao, ist wunderschön. Heller Sand, ein paar Palmen, Hunde, die sich
im Sand ein Körbchen bauen und eine strahlende Sonne die im Meer
versinkt. Wie Stefan schon in Facebook gepostet hat: „Sonne,
Palmen, Sonnenschein. Was kann schöner sein?“ Ich finde es
unheimlich genial hier und freute mich riesig, endlich irgendwo zu
sein, wo es mir so wirklich gut gefällt. Kein ganz verlassener
Strand, kein Australien-Touris, leise James Blunt-Musik. Herrlich.
Als es dann ganz dunkel wurde, telefonierte ich noch kurz mit meiner
Mutti, die wohl schon handfeste Pläne geschmiedet hat, auch mal
Asien zu bereisen. Zum Abendessen verschlug es uns in ein Restaurant
ein paar Häuser weiter. Dort bestellte ich ein Gelbes Curry. Bis
jetzt hatte ich ja nur Grünes und Rotes Curry probiert. Ich muss
sage, alle die schmecken sehr gut, sind aber wirklich scharf. Aber
bestimmt nicht so scharf, wie Stefans Thai-Spezialität. Die
Reis-Fleischmischung sah äußerst lecker aus. Jedoch schreckten die
vielen roten Chillis mich etwas ab. Der Beweis, dass diese
Spezialität tatsächlich scharf ist, bekam ich auch prompt
geliefert. Stefan liefen Schweißperlen die Stirn runter und nach
einigen Bissen hickste er nur noch rum. Erstaunlicherweise hat er
aber den ganzen Chilli verseuchten Teller aufgegessen. Wir gönnten
uns noch ein Eis und trotteten dann zum Hotel zurück. Meiner
Probierlust setzte ich mit dem Litschieis, das i-Pünktchen
obendrauf. Schmeckte wohl ganz gut. Zumindest sehr viel nach Lutschi.
Aber auch schon wieder zu sehr danach, dass ich mein
40cent-riesen-Eis doch lieber den Hunden zum Nachtisch überließ.
Mir ist selbst schon aufgefallen, dass
ich ziemlich oft Harry Potter erwähne. Aber leider sind wir immer
noch nicht fertig mit den Filmen. An diesem Abend schafften wir es
aber den kompletten 7. Teil anzuschauen. Jetzt fehlt nur noch die
zweite Hälfte der Heiligtümern des Todes und alle Blogleser, die
nicht J.K. Rowlings Schreibkunst verfallen sind, müssen auch nicht
mehr mit ansehn, wie ich täglich über Harry Potter Filme oder
Hörbücher berichte.
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