Montag, 31. Oktober 2011

Tag 50 - What is Ketchup?


Irgendwann kamen wir dann doch in Miri an. Voller Erwartungen in diese Stadt, erschlug uns erstmal die Hitze, als wir aus dem Bus ausstiegen. Ich hatte auf der Fahrt ja wieder Valium genommen und war daher immer noch ein wenig benebelt. Zwar nicht so wie bei der Ankunft in Kuala Lumpur, aber ich war ca. 10% verpeilter als ohnehin schon bin. Daher war ich froh, dass Stefan auf die glorreiche Idee kam, mit einem Taxi zum Hostel zu fahren. Der Taxifahrer war etwas seltsam, nicht zu sagen, er war ziemlich verrückt. Er rannte die ganze Zeit mit seinem Regenschirm herum, obwohl es gefühlte 30°C im Schatten waren. Ok, es ist keine Seltenheit mehr, dass die Menschen hier sich vor der Sonne mit Hilfe eines Regenschirms schützen wollen. Aber dieser Typ hat es echt übertrieben. Er schloss den Schirm nämlich erst, als er schon fast im Taxi saß. Wie wenn es aus Eimern regnen würde. Das Autofahren hatte er auch nicht besonders drauf. Er hatte, sagen wirs so, einige Probleme mit der Gangschaltung. Ich wette meine Schwester, hätte uns besser zum Hostel kutschiert. Aber immerhin wusste er wo das Hostel sein sollte. Es erwies sich jedoch als totalen Flop, denn wir hielten vor einem Gebäude wo einfach kein Schild zu finden war, auf dem irgendetwas von nem Hostel gestanden hätte. Also blieb ich bei unserm Gepäck im Taxi sitzen und Stefan ging um das Gebäude herum und auch ins Treppenhaus. Dort musste wohl alles total heruntergekommen sein und auch von dem besagten Hostel war nur ein Leuchtreklameschild unter der Treppe zu finden. Wir hofften, dass der Taxifahrer Verständnis für unsere Lage zeigen würde und uns einfach zum anderen Hostel, eine Straße weiter fahren würde. Aber der Regenschirmtyp wollte doch tatsächlich nochmal fast genau den selben Preis, wie wir für die Fahrt vom Busbahnhof hier her gezahlt hatten. Unverschämt. Da lauf ich doch lieber. Ein paar Straßen weiter gab es auch jede Menge Hostels, die aber fast alle gleich mies von Innen aussahen. Unsere Wahl fiel dann auf eins mit W-LAN auf dem Zimmer. Super, hab ich mir gedacht. Der Haken war aber, das W-LAN funktionierte nur zu bestimmten Tageszeiten. Hallo? In welchem Loch waren wir nun schon wieder gelandet. Stefans Post bei Facebook beschreibt meine Stimmung und Meinung bezüglich dieser Stadt ziemlich treffend : „Miri ist hässlich, teuer und nervt“. Dieser Satz bestätigte sich immer mehr, als wir in einem Reisebüro erfuhren, dass der Gumnung Mulu Nationalpark mit Flug und eintägigem Aufenthalt 150€ kosten sollte. Was eine Abzocke! Und alles nur um Fledermäuse zu sehen? Nein Danke. Total hungrig verliefen wir uns dann mal wieder in einem Fastfoodrestaurant, KFC, da malaysisch ja nicht unbedingt bei den Top 100 meiner Lieblingsspeisen dabei ist. Was kann dieses Land überhaupt? Das war die Frage mit der ich mich beschäftige, während ich der Bedingung versuchte klar zu machen, dass ich meinen Burger im Menü haben möchte. Ich gab irgendwann auf und wir bestellten also Pommes, Burger und Getränk extra... Leider kam mein Burger auch nach 15min nicht. Ich war eh schon ziemlich angepisst und ging also an die Theke um zu fragen, wo denn bitte mein Burger bleibt. Die Antwort der Dame, die ein Kissen unter ihrem Hemd versteckt hatte, denn so einen dicken ungeformten Bauch konnte kein Mensch haben, war: „Do you want 1 or 2 Burgers?“ Hallo??? Ich will den Burger den ich bestellt hab und keinen neue Bestellung aufgeben. Und ich will mein Essen jetzt. Ich denk ich hab: „I want my Burger NOW“ etwas zu unfreundlich gesagt, hatte dann auch schon ein schlechtes Gewissen, aber immerhin bekam ich dann doch noch was zu Essen. Mit einem vollgestopften Magen, lässt sich eine missliche Lage auch gleich viel besser ertragen. Wir schlenderten also mal wieder, meiner Meinung nach, planlos durch die Stadt (Stefan war scheinbar auf der Suche nach der Touristeninformation) und fanden ein Geschäft in dem es von Angelhaken über Haarreifen, Schultüten, Taschenlampen, Klopapier bis hin zu Eisenketten, Mückenfänger und Bilderrahmen alles gab. Sogar Pantene Pro V Shampoo gabs hier. Und zwar zu einem Spottpreis von 2,50MR (0,60€). Entweder hatten die da Kamelkot abgefüllt oder die Shampooflaschen waren irgendwo von nem LKW gefallen. Egal, es roch nach Pantene, und da Drogeriebedarf in Malaysia so verdammt teuer ist, kauften wir uns das Shampoo eben auf Vorrat. Wir irrten weiter rum und ich erzählt Stefan, dass dieses Kaff noch schlimmer ist als Alschbach. Für alle die Alschbach nicht kennen (denn ich hab erfahren dass auch Menschen aus Eckartsweier meinen Blog lesen), Alschbach ist Symbol für den toten Ort schlechthin. Es gibt nur eine Straße, die in einer Sackgasse endet. Auch hat man da nur mit viel Glück überhaupt Handyempfang. Ich kam mir langsam auch vor, wie wenn ganz Malaysia eine Sackgasse ist. Irgendwann standen wir dann doch vor dem Touristeninformationsgebäude und erfuhren mal wieder nix neues. Jeder Ausflug in einen Nationnalpark ist hier wohl wirklich nur mit einem Flugzeug zu erreichen und kostet tatsächlich so viel. Planänderung. Morgen früh sollte ein Bus nach Kota Kinabalu fahren. Den nehmen wir und von dort aus geb ich ein einziges mal 100€ aus, aber auch nur um die Orang Utans zu sehen. Und dann nix wie weg von Borneo. Da es mit dem Internet im Zimmer ja auch nicht klappte war unsere nächste Anlaufstelle ein Internetcafé, von wo aus wir alle verfügbaren Couchsurfer in Kota Kinabalu anschrieben. Es stellte sich auch später raus, dass wir einmal Glück hatten und uns eine Couchsurferin hosten würde. Sogar gleich morgen schon. Was für eine freudige Nachricht. Auf dem Rückweg ins Hostel, entdeckte Stefan ein Schild, das mein Herz wirklich höher schlugen ließ. PANASONIC. Wow, ich werde doch noch einen Akku bekommen. Denn der Allroundstecker funktioniert leider nicht... Die Frau war auch sehr freundlich und hilfsbereit. Leider verkaufte sie nur Kühlschränke und Klimaanlagen, aber könnte den Akku bis Dienstag bestellen. So lange werde ich aber auf keinem Fall in dieser Stadt bleiben. Sie gab uns also eine Nummer von einem Panasonichändler aus Kota Kinabalu und fügte aber noch bei, dass es schwer sein wird, den Akku zu bekommen, wenn man uns schon in Kuala Lumpur gesagt hat, dass die Kamera zu neu wäre und es deshalb keine passenden Ersatzgeräte geben würde. Trotzdem leitete ich die Nummer an meinen Bürokaufmann Herr Schöndorf im heimischen Altheim weiter und hoffe drauf, dass er was geklärt bekommt und ich in KK endlich einen Akku bekommen werde. Wir bzw. ich mehr als Stefan, regten uns noch ein bisschen weiter über Malaysia auf und mussten dann im Hostel erstmal ne Runde schlafen. Ich wurde gegen 18Uhr wach und schaffte es tatsächlich Stefan zu überreden mit was essen zu gehen. Die große Frage war aber wohin? Stefan, der Prospektesammler, hatte zwar eine nützliche Karte von irgendwoher abgesteckt , wo auch ein Restaurant drauf eingezeichnet war, das mir ziemlich zusagte und wo ich unbedingt hinwollte. „Bavaria Café“ ein deutsches Restaurant mit Schnitzel im Programm. Laut Stadtplan sollte es auch nicht ganz so schwer zu finden sein. War es aber doch. Wir verliefen uns zuerst in einem wirklich toten Teil der Stadt, danach fanden wir uns in einer Straße wieder, die mehr oder weniger einen Rotlichtcharakter hatte und schließlich folgten wir der Musik eines aufgemotzten Autos, dessen Hersteller ich bis jetzt nur hier in Malaysia gesehen hatte. Das Auto hat ungefähr eine Form wie ein Suzuki Swift, innen mit mehr Beleuchtung versehen, wie ganz Miri zusammen hat um die Stadt zu beleuchten und einen Bass der hier wohl normalerweise in den Diskos verwendet wird. Autotuner hätte dieses aufgemotzte Teil sicher gefallen. Ich bezeichne es aber einfach nur als Proletenkarre für Menschen ohne Geschmack. Immer noch hungrig fiel uns ein, dass ganz in der Nähe von unserm Hostel sich ein Restaurant befand, das relativ sauber und modern wirkte. So war es dann auch. Ich bestellte, ganz gegen meinen Vorsatz immer landestypisch zu essen, Fish & Chips und war damit auch sehr zufrieden. Trotzdem hätte ich gerne als Nachtisch noch gerne ein Softeis vernascht, da es aber nur Schoko gab, musste ich zusehen wie Stefan sich ein Eis gönnte und ich eben nicht... Zu doof, dass mir eben keine Schokolade schmeckt.
Zurück im Hostel, ging ich zum zweiten mal für heute duschen, da das Klima hier wirklich unerträglich ist und man so viel schwitzt, dass man es kaum schafft, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit aufzutanken. Danach wollte ich eigentlich erschöpft ins Bett fallen, da wir ja morgen um 6Uhr aufstehen mussten um den 8Uhr Bus nach Kota Kinabalu zu bekommen. Wie immer wurde aus dem Plan, früh ins Bett zu gehen nix. Diesmal war „The green Mile“ Schuld. Der Gefühlsmensch in mir konnte sich mal wieder nicht beherrschen und beschloss, mir den halben Film lang Tränen aus meinen Augen kullern zu lassen. Total verheult, aber glücklich über das gerechte Ende, schlief ich dann um fast 2Uhr nachts ein.
Ahh ich hab ja ganz vergessen die Überschrift zu erklären. Zu meinem Essen, Fish & Chips wurde eine Majomischung gereicht. Ich wollte aber lieber Ketchup zu den Pommes essen, also dachte ich mir nix böses, als ich die Bedienung fragte, ob ich denn Ketchup haben könnte. Die Antwort war legendär: „What is Ketchup?“ Ich war so geschockt, dass ich zuerst gar nix sagen konnte. Wir waren hier ja in einem Lokal, das internationale Speisen anbot. Also sollte man doch Ketchup kennen. Oder heißt das auf Englisch irgendwie anders? Nicht das ich wüsste. Stefan bestellte dann „Tomato sos“, weil ich einfach nichts mehr auf diese Frage antworten konnte. Die Tatsache, dass ich dann doch echten Ketchup serviert bekam, machte mich umso mehr stutzig. Naja, der Typ ist eben vermutlich ein Einheimischer. Nicht, dass ich über Malaysia schlecht reden würde, aber naja... Wer keinen Ketchup kennt, der wohnt vermutlich noch hunderte Kilometer hinter Alschbach...

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