Montag, 31. Oktober 2011

Tag 51 - 12 Stunden Busfahrt und 9 neue Stempel im Reisepass



Heute morgen quälte ich mich mal wieder früh aus dem Bett.Ich hab schon völlig vergessen, wie das damals war, als ich jeden Tag um 5:40Uhr aufstehen musste (für diesen Satz werden mich jetzt bestimmt manche Menschen einige Sekunden lang hassen ;) ). Gleich um die Ecke unseres Hostels befand sich ein Taxistand, wo uns ein nicht nennenswerter Taxifahrer wieder zum Busbahnhof fuhr. Auf dem Weg dahin, hatte Stefan schon etwas Schiss, dass evt. nur alle paar Tage ein Bus nach Kota Kinabalu (KK) fährt und wenn dann doch einer fahren würde, dass der ja voll sein könnte. Das schlimmste was also eintreten könnte: noch ne Nacht länger in Miri. Das sollte aber nicht geschehen. Zum Glück. Wir kauften unsere Tickets, verstauten das Gepäck im komfortabel wirkenden 4-Sitzerbus und suchten was zum Frühstücken. Stefan entschied dich für gebratene Nudeln. Ich konnte diese heut aber nicht zum Frühstück ertragen und da ein Markt gleich um die Ecke war, kaufte ich mir für 1MR ein Bund Minibananen. Die kleinen Banänchen sind echt lecker und ich verspeiste 6 Stück zum Frühstück. Der Busfahrer drückte uns kurz vor Abfahrt noch 4 Zettel in die Hand, die wir ausfüllen sollten. Arrival und Departurkarten. Da wir ja Durch Brunei mussten. Wieso aber 4? Während der Fahrt, die bei weitem nicht so holprig war, wie die letzte Nachtfahrt, wurde uns dann klar, dass von Malaysia durch Brunei mussten, dann wieder in Malaysia ankamen, wieder durch Brunei und dann in ein malaysisches Bundesland. Hallo??? Wieso muss man innerhalb von einem Land durch eine Passkontrolle? Das ist ja wie, wenn die Pfälzer ihren Reisepass zeigen müssten um ins Saarland zu kommen. Aber eigentlich ne coole Vorstellung :D Irgendwann machten wir Pause, damit sich die Busmannschaft mal was zum Essen kaufen konnte. Da ich nichts anderes als Nasi Goreng kannte und nicht unbedingt eine Konversation mit meinem Magen eingehen wollte, bestellte ich mir also ein Nasi Goreng und sagte dazu, dass ich es gerne nur mit Gemüse hätte, ohne Fleisch. Ich betonte es extra 2 mal und die freundliche Bedienung, nickte und verschwand. Gleich drauf bekam ich ein Nasi Goreng mit Chicken. Ich weiß zwar nicht, seit wann Hühnchen zu Gemüse zählt, aber es hat meinem Magen nicht weiter geschadet. Neben uns am Tisch saß ein Mann, der nur noch wenige Zähne im Mund hatte uns grüßte uns. Wir dachten zuerst, es wäre mal wieder so ein Mensch, der von Hellhäutigen fasziniert sei. Im Endeffekt war es aber nur ein dreister Penner. Er meinte, ob wir ihm 5 Dollar geben könnten. Man beachte, die dass die Währung in dem Land in dem wir uns befinden Malaysische Ringit ist und nicht Dollar. Was ja schon mal darauf hinweist, dass dieser Mensch auf Touristen aus ist, die ihm ein paar Dollar zustecken sollten. Wenn er ja nach 10MR gefragt hätte oder ner Portion Nasi Goreng, hätte ich wohl mich nicht so abweisend verhalten. Aber wenn jemand schon die Dreistigkeit besitzt nach 5Dollar zu fragen... Da hätt er ja auch gleich sagen können: „Ey Alda, hasche mo 5 Euro?“ Tzzz.... Wir fuhren weiter, passierten hin und wieder mal eine Grenze, an der dann die ganze Mannschaft aussteigen, sich in einer Reihe aufstellen und warten musste bis ein einziger Zollbeamter alle Pässe kontrolliert und gestempelt hatte. Das ganze Szenario ereignete sich so oft, dass ich innerhalb eines einzigen Tages 9 neue Stempel in meinen Reisepass gedrückt bekam. Irgendwo im Nirgendwo, ich weiß schon gar nicht mehr welche Grenze wir mal wieder passierten, tauchte auf einmal ein Fluss auf. Der Fluss war nicht besonders groß, trotzdem gab es keine Brücke sondern eine Fähre. Ich kann mir das ganze nur so erklären, dass bei Hochwasser eine Brücke wohl zu oft zerstört werden würde und daher eine Fähre wohl die bessere Alternative darstellt. Trotzdem eine lustige Angelegenheit, mit dem Reisebus auf eine Fähre zu Fahren, die wirklich halb so groß ist, wie der gesamte Fluss an sich breit ist. Irgendwann kamen wir dann, natürlich mit einer Stunde Verspätung in KK an. Es war schon dunkel und unser erster Gang führte uns mal wieder ins KFC, wo wir uns ne Portion Pommes gönnten. Danach holte uns Jinny, unsere Couchsurferin mit einem Pickup an und wir fuhren zum Oktoberfest. Ja genau. Anscheinend wird überall auf der Welt das Oktoberfest gefeiert. In einem Irish Pup liefen malaysische Bedienungen mit Dirndel-T-Shirts rum und es lief deutsche Schunkelmusik. Es gesellte sich bald Jules, ein Franzose mit seinen beiden Couchsurfern dazu. Suzanne, eine Spanierin und Kane, ein Amerikaner. Wir beschlossen, das Touri-Oktoberfest zu verlassen, wo eh alles total überteuert ist und zum Lokal Market zu gehen. War mir ganz Recht, denn wenn ICH ans Oktoberfest denke, seh ich jede Menge Schnerrbixxe in Dirndels und Lederhosen auf Bierzelttischen tanzen und singen: „Die Gläser hoch...“ Von so ner geilen Stimmung können die Asiaten nur träumen. Dafür haben sie eben einen Essensmarkt, der nach Fisch riecht. Was ja auch ganz normal ist, wenn überall tonnenweise Fische rumliegen und Tunfische mit einem riesigen Messer zerkackt werden, so dass das Fischblut bis auf meine Zehen spritzt. Hmmm... lecker. Ich musste meinen Würgereiz ganz schön unterdrücken. Es war wirklich nicht angenehm, die ganzen Stände anzusehen. Alles voll Fisch. Und wenn es eben mal ein Stand gab, der kein Fisch verkaufte, konnte man Hühnerfüße oder irgendwelche Eingeweide vernaschen. Köstlich oder? Ich trat dann natürlich auch noch ins Fettnäpfchen, als ich Jinny antwortete, dass ich keinen Fisch mag, wir aber beim nächsten Essensstand uns einen Fisch aussuchen sollten, der dann frisch gegrillt wird. Typisch ich eben. Ein paar Stände weiter, kauften wir uns Reis und etwas Gemüse und ein Lemonenwasser dazu. Ich war dann doch gespannt, wie das jetzt alles ablaufen würde. Um nicht ganz so von hinten nach vorne zu berichten hier also die Reihenfolge wie man auf dem Lokal Market zu Abend isst: Man sucht sich irgendwo einen Fisch oder Hühnerfüße aus, geht zu nem anderen Stand damit, lässt ihn dort braten. Besorgt sich an wieder nem andern Stand Reis und Gemüse und bestellt auch das Getränk extra. Dann setzt man sich an einen ewig langen Tisch, wäscht sich die Hände mit Wasser aus einer Teekanne und los geht’s. Den Fisch teilte ich mir mit Stefan und war dann doch glücklich, dass ein gebratener Fisch nix mit dessen Geruch zuvor zu tun hat. Unser Krätenteller sah nach dem Essen aus wie ein Schlachtfeld. Wir Deutschen filetieren eben nicht jeden Tag, dafür kann ich umso besser Nutellabrote schmieren. Da ich immer noch keine Kamera habe, bzw keinen funktionierenden Akku muss ich ständig Stefan fragen, damit er Fotos für mich macht. Er hat mittlerweile bemerkt, dass ich einen Kinder-fotografier-Fimmel hab. Jedem eben das seine. Aber wenn auf dem Markt so viele Kinder rumrennen, die eigentlich nur drauf warten fotografiert zu werden, kann ich mich nur schwer zurück halten. Ein kleiner Junge saß z.B. auf einem Gemüsewagen und aß einen Burger. Er nahm den kompletten Burger auseinander. Es war, für mich zumindest, echt toll ihm dabei zuzusehen. Die anderen gingen aber irgendwann weiter und am Auto trennten sich dann unsere Wege. Allerdings machten wir vorher noch aus, dass wir am nächsten Tag alle nach Kota Belud fahren würden. Da ist wohl so ein jährliches Fest mit Büffelreiten usw. Der Amerikaner würde nicht mitkommen, da er morgen früh weiter fliegen wir. Büffelreiten... Naja, sowas ist ja jetzt nicht gerade das, was ich unbedingt sehen muss. Ich wollte viel lieber rausfinden, ob ich am 1.11. bei den Orang Utans sein kann. Außer mir interessierte sich aber nicht wirklich jemand dafür...
Jinny wohnt in einer recht kleinen Wohnung, aber die Couch sah recht komfortabel aus. Ich konnte sogar meine Wäsche waschen, in einer richtigen Waschmaschine, die sie selbst wohl auch regelmäßig benutzt. Das lässt mich hoffen, dass meine Sachen auch sauber werden... Leider gab es kein Internet, im gesamten Gebäude schien wohl keine Internetverbindung möglich zu sein. Schade, aber auch gut, denn so konnte ich mir die Zeit nicht mit Facebook und weiteren Suchtseiten vertreiben und schlief auch bald ein.

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