Mittwoch, 2. November 2011

Tag 54 - "Wie schön dass du geboren bist..." von meiner liebsten Mami

Ich hab ja gestern schon mal kurz über meinen Geburtstag berichtet. Heut kommt aber der ausführliche Bericht. Also, es war der 31.10.2011. Uhrzeit bei mir: 22Uhr. Und ich stritt mich mit Stefan darum, ob wir nun einen Ballerfilm oder einen Julia Roberts Film sehen sollten. Weiß nicht ob ich schon gesagt hab, dass wir im Hotel in Sandakan einen Flachbildfernseher und ein Wählscheibentelefon auf dem Zimmer hatten und es eine Unmenge an DVD zum anschauen gab. Ich verliere ja so leicht den Überblick, wem ich was erzähle. Also, wenn ich des öfteren mal das gleiche erzähle, ich bitte um Verzeihung. Wir versuchten also das ganze demokratisch zu lösen, indem wir den Film ansehen würden, der neuer ist. „Eat, pray, love“ schien mir sehr neu zu sein. Ich hatte auch noch in Erinnerung, wie der ins Kino kam. Also war ich mir ziemlich sicher, dass ich gewinnen würde. Leider erschien „R.E.D.“ fast genau einen Monat später. Mist. Jetzt musste ich also wirklich klein beigeben und den Bruce Willis-Ballerquatsch schauen... Nun half nur noch Frauentecknik. Ich zickte also bös rum, stellte mich auf stur, wies Stefan hundert mal drauf hin, dass ich ja bald Geburtstag habe und setzte mich schließlich beleidigt vor den Laptop um Grey's zu schauen und eine Schnute zu ziehen. Das half dann wohl. Wir wechselten nach 5 Minuten die DVD. Leider war „Eat, pray, love“ ein Griff ins Klo und daher genauso schlecht wie der erste. Ich hatte mich also unnötigerweise aufgeregt. Toll... Es war dann auch irgendwann 24Uhr und ich freute mich riesig, als mein daheim gebliebener Freund sich tatsächlich mit der Zeitverschiebung so gut auskennt, dass er mit pünktlich gratuliert hat. Genial der Typ. Ich war dann auch ein bisschen komisch drauf, da es ja wirklich das erste mal seit 5 Jahren ist, wo ich nicht mit Lang und Holle zusammen Geburtstag feiere. Und außerdem gar nicht feiere. Ich sitze in einem Hotelzimmer und bin schweinemüde. Aber dann fiel mir ein, dass ich morgen ja auch noch Geburtstag hab :D und bei den Orang Utans sein werde. Mit diesem Gedanken schlief ich dann glücklich und zufrieden ein.
Stefans Wecker klingelte in aller Frühe und ich wollte einfach nicht aufstehen. Ich quälte mich dann doch irgendwie aus dem Bett und wir machten uns auf den Weg zum Busbahnhof von dort aus zum Park zu kommen. Natürlich erwies sich die Bussuche wiedermal als kleines Abenteuer. Es war 8.15Uhr, der Bus würde um 9Uhr abfahren, um 10Uhr wäre die Fütterung und wir diskutierten mal wieder ob wir jetzt Bus oder Taxi nehmen sollten. Es half alles nix, zuerst musste ich mal was frühstücken bevor ich klar denken konnte. Nach zwei malaysischen Muffins und Limettenwasser konnten wir dann auch gleich zum Bus gehen, denn der war nun fast abfahrtsbereit :) Ich schlief mal wieder während der Fahrt und bekam nur so halb mit, wie der Buschef fast einen Unfall baute als er drei Polizeilastwagen überholen wollte. Im Park angekommen, schlossen wir unsere Rucksäcke in ein Schließfach, zahlten 30MR für den Eintritt und nochmal 10MR pro Kamera und liefen dann auch schon los um die Fütterung nicht zu verpassen. Ein schmaler, jedoch sicher wirkender Weg führte durch den Regenwalddschungel bis zu einer Plattform, wo schon jede Menge Menschen standen und sich die Affen anschauten. Einige Orang Utans tollten auf einer etwas entfernteren Plattform rum, wo sie gleich drauf von Pflegern mit Bananen gefüttert wurden. Es kamen kleiner Gauner-Affen, die versuchten, die Bananen von den Orang Utans zu klauen. Diese erste Fütterung war noch nicht so toll wie ich mir vorstellte. Generell war es bis 14Uhr nicht so ganz der Hit. Es waren jede Menge chinesisch wirkende Menschen auf der Aussichtsplattform die einfach nicht leise sein konnten, was mich unheimlich störte. Nachdem die Fütterung zu Ende war, hauten alle Affen in den Dschungel ab und auch die Menschen gingen. Wir liefen den Weg weiter und entdeckten einen Pfad, der wohl in den Dschungel führte. Vor dem unbefestigten Pfad war aber ein Schild angebracht, dass man sich bei der Rezeption registrieren lassen sollte. Machten wir dann auch, weil wir dachten, das wäre irgendeine Sicherheitsvorkehrung, damit keiner im Dschungel zurück bliebt. Der Mensch an der Rezeption machte uns dann aber drauf aufmerksam, dass wir um 12Uhr wieder aus dem Park draußen sein sollten. Der auf der Karte eingezeichnete Fußweg war aber ca 5km lang. Ja klar, ist in einer Stunde zu schaffen. Machen die Witze? Egal, wir beeilten uns also um ins Dickicht zu gelangen und ich spielte Indianer. Der Park war aber nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten. Es gab zwar Dschungel, so wie in Khao Sok, aber ich dachte auch, dass alle paar Meter mal ein Affe rumläuft oder mir wenigstens auf den Kopf pupst. Aber nix. Außer seltsamen Ameisen, die eine siebenspurige Autobahn hatten, einem Frosch und einem roten Käfer fanden wir nur noch Mangrovenbäume. Und natürlich jede Menge Blutegel und Mosquitos. Bzw die fanden mich. Die Schnaken hatten es natürlich nur auf mich abgesehen. Stefan hatte keinen einzigen Mückenstich... Typisch... Dafür freute ich mich krankerweise über den Blutegel an meinem Zeh. Der hat mir echt jede Menge Blut zwischen den Zehen geklaut und ich blutete wie wenn mich ein wildes Tier angefallen hätte. Der zweite Blutegel biss mich dann in den kleinen Zeh und beim dritten, dem Fettesten, auf meiner Hand war ich dann doch nicht mehr so amüsiert. Wäre ich allein im Urwald gewesen, hätte ich wahrscheinlich das fette Ungeziefer getötet aber da ich ja gern mal rumpinse wenn jemand dabei ist, hab ich Stefan um Hilfe gerufen. Er sollte das Glibbervieh doch bitte sofort entfernen. Und was sagt dieser Mensch?! „Nein, warte ich muss zuerst ein Foto machen!“ Ich hab den fetten Blutegel dann überlebt und wir kamen zwar rechtzeitig aus dem Park raus, jedoch waren die Türen schon alle zu bzw. angelehnt und jeder war bereits in der Mittagspause. Hungrig bestellten wir uns was zum Essen in dem einzigen Restaurant und überlegten was wir jetzt noch zwei Stunden machen sollten. Plötzlich entdeckte ich die Blutlache unterm Tisch. Das Blut kam von Stefans Fuß und hatte eine kleine Pfütze auf dem Boden gebildet. Wo war das Mistvieh? Wir untersuchten Stefans Füße (im Restaurant) und fanden den Blutsauger dann auf meinem Fuß. Scheinbar ist mein Blut schmackhafter. Stefan zerquetschte todesmutig den Blutegel und wir machten uns schnellstmöglich aus dem Staub, damit auch andere Gäste Spaß an der Tatort-Szenerie haben konnten. Aber was nun? Richtig! Erstmal chillen. Wir chillten also irgendwo auf einer Bank hart am Limit bis ein paar verstörte Engländerinnen kamen und meinten, dass da vorne ein männlicher Orang Utan rumläuft. Also nix wie hin! Ich blieb erstmal einige Meter entfernt von ihm und schoss ein paar Bilder, aber als das Tier dann fast einen Meter vor mir stand, beschloss ich dann doch, lieber mal mehr Abstand zu nehmen. Wahnsinn! Wie diese Tiere doch faszinierend sind! Ich musste an Rita denken, der hätte das sicher gefallen :) Als der „Mann des Waldes“, das heißt Orang Utan übersetzt, dann wieder im Dschungel verschwand, war es auch bald Zeit, dass die Menschen aus ihrer Mittagspause zurückkommen mussten. Um 14Uhr öffnetet der Park wieder und um 15Uhr war die nächste und letzte Fütterung. Wir gingen also als erster in den Park und legten uns auf die Aussichtsplattform. Diesmal kamen insgesamt nicht so viele Menschen. Das beruhigte mich sehr. Wir konnten also die Affen von überall aus beobachten. Was für wunderschöne Tiere. Wie sich selbst die kleinen Orang Utans schon so lustig an den Seilen entlang schwingen können. Leider kam die Orang Utan-Frau mit ihrem Baby nicht mehr, die bei der ersten Fütterung da war. Das Junge hat sich richtig an seiner Mutter festgehalten, wären die für Futter sorgte und dann recht schnell wieder verschwand. Dieses Mal war ein anderer, noch junger Orang Utan da, der es wohl lustig fand, in aller Öffentlichkeit zu pinkeln, während er an einem Seil rumchillte. Die kleinen Affen kamen dieses mal auch nicht. Dafür genoss ich umso mehr, dass sich ein großer Orang Utan zu den Menschen auf die Stange setzte und ich direkt hinter ihm stand. Dann streckte er sich und hüpfte über mir in den Baum. So ging das noch eine ganze Zeit lang. Wir saßen da, schossen Fotos bis mein Akku leer war, schauten der Fütterung zu und ich war einfach nur glücklich. Ich liebe es Tiere zu beobachten. Vor allem diese Menschenaffen. Es war auch ein Affe dabei, der total gierig war. Er war noch etwas kleiner, vielleicht bunkerte er deshalb in jedem Fuß und in jeder Hand und sogar im Mund eine Banane. Er erinnerte mich an King Louis, als der sagt: „Eine Banane gefällig?!“ Ein andere tollte auf einer Plattform rum, die etwas weiter hinten stand, schlug Purtzelbäume und ich glaub, er hat sich gefreut :) Irgendwann mussten wir aber doch gehen. Leider. Ich wäre noch gerne ganz lange bei den Affen geblieben und hätte sich auch gern mal angefasst. Aber das darf mal hier im Rehabilitationscenter nicht. Wir schauten am Ausgang noch 10 Minuten einen Film über die Orang Utans hier und mussten dann auch schon bald zum Bus laufen, denn der letzte würde um 16Uhr fahren. Vorher kaufte sich Stefan aber noch ein Eis und als ich das sah, bekam ich richtig Lust auf ein Bananeneis. Sah so aus wie ein Mini-Vanilli-Eis. War es aber nicht. Außenrum war eine ekelhafte, kaugummiartige Bananenschicht und darunter verbarg sich dann das Vanilleeis. Ich knabberte also das Bananenkaugummi ab, spuckte es in den Gulli und aß das verbliebene Vanilleeis... Der Busfahrer war mindestens genauso legendär wie der erste und wie der Schaltknüppel im Bus. Der erste Busfahrer hatte eine Münze im Ohr und war voll der Checker. Der Zweite war nur ein Checker, aber dafür noch ein bisschen cooler als der Münzenmensch. Und der Schaltknüppel, der war eh das geilste. Ein riesiges Ding, das nicht immer in den Gang einrasten wollte, den der Buschef wollte. Abenteuerlich, wenn man, wie ich in der ersten Reihe sitzt. Ja, ich darf im Bus vorne sitzen.
Zurück in Sandakan verspeisten wir mal wieder einen Burger. Ich aber diesmal von der Burgerbude nebenan. Hier gabs nämlich Ketchup und nicht nur Chillisosse. Der Burgermacher war auch freundlicher und verstand gleich, dass ich nicht drei Kilo Sosse auf meinem Burger wollte. Als Stefan dann dazu kam, war ich mal wieder abgeschrieben. Das passiert mir hier schon die ganze Zeit. Ist das einfach nur Kopftuchland oder stehen die ganzen Männer hier auf den Grübchenmensch der mit mir rumreist? Überall wo wir hinkommen heißt es jetzt nicht mehr: „Hello Miss, Hi Sir“ sondern nur noch „Hello Sir“. Aber ich glaube, hier ist es eher Sitte, dass Männer nur mit Männern reden und Frauen nur mit Frauen. Denn die ganzen Schulmädchen grüßen nur mich, nicht Stefan. Zurück im Hotel, wir beschlossen hier nix trinken zu gehen, sondern die Feierei auf den Philippinen nachzuholen, schauten wir noch „Prinz von Zamunda“ und ich schoss mich weg vor lachen über den total fertigen Eddi Murphy. Der Vater des Prinzen erinnerte mich an einen König von einem Disneyfilm, und dieser König erinnerte mich wiederum an das Kurtchen. Die Frage war nur, welcher Disneyfilm war das nur? Samira, ich weiß, es ist eine Schande, dass ich es nicht selbst wusste. Stefan wusste welchen König ich meinte. Der Film zum König heißt „Cinderella“. Mehr darf ich leider nicht dazu sagen... Doch, ich kanns mir nicht verkneifen. Wieso weiß ein Kerl in welchem Disneyfilm mein Lieblingskönig mitspielt und kennt sogar das Anfangslied das Cinderella singt? Da stimmt was nicht... Irgendeine Prägung lief da falsch. Aber lustig, denn wir luden an diesem Abend keinen Ballerfilm runter sondern Cinderella von 1950. Und ich freu mich schon drauf, ihn zu sehn und mich über den König wegzuschießen vor lachen.

Soo, ich schreib ja in letzter Zeit immer im Bus, wenn wir von Keine Anung nach Irgendwo fahren. Stefan hat gerade mitbekommen, was ich über ihn geschrieben habe. Es kommt aber noch schlimmer: er fängt gerade an zu singen: „Ich hab ihn im traum gesehen...“ Oh mein Gott, was ein Freak. Aber ich darf ja nix sagen, ich sing den Käs ja auch ständig!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen