Freitag, 11. November 2011

Tag 60 - Genau deswegen mach ich die Weltreise!



Als der Wecker um 8Uhr das erste mal klingelte und ihn Stefan dann kurz draus ausmachte, beschloss ich, auch noch 10min weiter zu schlafen. Daraus wurde aber dann doch ne Stunde. Ich hüpfte also aus dem Bett, denn wir hatten ja viel vor heute. Ich hoffte und betete, dass der Regen nicht mehr so stark war wie gestern. Und als ich den Balkon betrat, strahlte mich die Sonne an und ich hatte einen freien Blick über die Reisterrassen. Ich stürmte also zurück ins Zimmer und scheuchte Stefan aus dem Bett. Er wollte mir nicht glauben, dass draußen strahlender Sonnenschein herrschte. Nach kurzer Diskussion überzeugte er sich dann aber selbst. Wir packten unsere Sachen zusammen, zogen vorsichtshalber mal etwas wärmere Klamotten an (also ich Leggins, Hose und Fleecejacke, man weiß ja hier nie) und brachten dann unsere Rucksäcke hoch zur Rezeption. In diesem Hotel muss man schon um 10Uhr auschecken. Es kam mir eh komisch vor, denn wir mussten für eine warme Dusche bezahlen, dafür dass wir den Laptop und die Fotoakkus aufladen durften und überall hingen Verbotsschilder. Wie z.B. „Bitte nicht die Füße im Waschbecken waschen!“ Im Restaurant „Peoples“ gegenüber frühstückten wir, da wir gestern schon kurz in die Karte geschaut hatten und Stefan einen PC mit DVD-Brennfunktion entdeckt hatte. Man sollte dazu sagen, er sucht schon ne Ewigkeit nach einem PC, wo er seine Bilder auf ne DVD brennen kann. Vergeblich. Ich aß also ein leckeres Schinkenomlette und Stefan Chicken Noodles. Er meinte wohl, dass wären Fried Noodles mit Chicken. Tatsächlich bekam er aber eine Nudelsuppe mit Chicken. Haha :) Unser Kellner bot uns gleich eine Tour zu den Reisterrassen von Batad an. Wir erklärten ihm, dass wir keinen Guide benötigten, sonder einfach allein rumlatschen wollen. Nach kurzem Verhandeln wollte er uns also für 600 statt 700P den ganzen Tag mit seinem Tricyclette rumkutschieren. Wie es sich so gehört, wenn man den ganzen Tag zusammen in nem Mopet mit Beiwagen verbringen würde, stellte sich unser Fahrer als Freddi vor. Freddi fuhr uns bevor die eigentliche Fahrt losging zu einem Busstand. Der 20Uhr Bus war leider schon ausgebucht, also zu einem anderen Stand, wo wir zwei Plätze für 19Uhr reservierten und sogar noch einen Studentenrabatt bekamen. Sogar mein Preis wurde reduziert obwohl ich meinen genialen Oxford-Ausweis gar nicht dabei hatte. Stefans echter Studentenausweis und mein genialer Spruch waren wohl ausreichend: „I just have this little passport with me. My big one is in the hotel!“ (passport??? hallo?? ich wollte Geldbeutel sagen!) Aber Stefans Korrekturversuch war genauso jämmerlich: „Du meinst pocket“ Nein, Geldbeutel heißt Wallet! Aber grad ganz egal, Hauptsache billig! Nun gings aber wirklich los. Die abenteuerliche Tricyclettefahrt. Ich glaube nicht nur ich war total überfordert, auch Stefan meinte später was von „System overload durch zu viel Input.“ Allein die Fahrt zu der Kreuzung an der uns Freddi rausschmeißen wollte war legendär. Wenn man die Straßenverhältnisse als hubbelig bezeichnen würde, wäre das noch ziemlich untertrieben. Manchmal gab es in der Pampa ein Schild: Einbahnstraße, manchmal fuhren wir so dicht am Abgrund entlang, dass mir schlecht wurde und manchmal raste Freddi durch einen Bach auf der Straße, dass wir fast im matschigen Untergrund feststecken blieben. Außerdem überholten wir den ein oder anderen Jeepney (LKW-Bus), der so vollgeladen war, dass sogar Leute auf dem Dach saßen und uns freudig zuwinkten. Wir überquerten eine kleine Brücke die nicht breiter war als ca. 3m und natürlich ohne Leitplanke rechts und links. Trotz diesem Adrenalinschock war ich von der Landschaft und den Menschen, an denen wir vorbei fuhren begeistert. Neben jeder Menge freudiger Ausrufe wie: „Stefan, hast du die Kinder gesehn?“ und „Wooowwww“ war ein Satz, der so treffend zur Situation passte, wie ich es selten hinbekomme: „Genau deswegen mach ich die Weltreise!“ Genau deswegen! Wegen dem Abenteuer! Ich habe meine neue Sucht entdeckt... Abenteuersucht! Es ist einfach nur faszinierend, wie die Menschen hier in den kleinen Hütten aus Wellblech mitten in den Bergen leben, manchmal eben ein Tricyclette oder Jeepney vorbei kommt, vielleicht auch durch einen Bagger mitten auf der Straße aufgehalten wird und trotzdem jeder ziemlich hart am Limit chillt. Freddi hat sowieso meinen Respekt. Der Typ ist 22, fährt seit 5 Jahren Tricyclette und heizt die schmale Bergstraße entlang, wie wenn er noch nie etwas anderes getan hätte. Hat er wahrscheinlich auch nicht. Aber trotzdem, er hatte alles unter Kontrolle, auch wenn wir manchmal aussteigen mussten, weil sich ein Rad im Matsch festgefahren hatte. Nach etwas über einer Stunde kamen wir dann heil an der Batad-Junction (Kreuzung) an. Ab hier mussten wir laufen. Berg auf bis zum Saddle, das würde so ca. 1h dauern. Dann nochmal den Berg runter nach Batad 1h. Und das ganze wieder zurück. So sah der Plan ursprünglich aus. Aber bekannterweise ändern wir mal gern unsere Pläne. Aber zuerst ging es mal einen Pfad bergauf. Die Straße hier sei zu hügelig um die mit dem Tricyclette zu passieren. Das stimmt auch. Ich meine, die andere Straße bestand eigentlich nur aus Schlaglöchern, aber die hier war auch noch schmal und steil und hubbelig dazu. Wir wateten also durch kleine Bäche, die über die Straße flossen und sich ihren Weg ins Tal suchten. Zwischendurch kühlte ich mich in einem der klaren Bäche ab. Schließlich bin ich ja die Sportskanone schlechthin und kann diesen Berg ganz ohne Sauerstoffzelt hoch marschieren. Nein, aber ernsthaft. Ich hab echt nicht rumgepienst. Stefan zufolge muss ich diese Aussage korrigieren und sagen, dass ich „fast“ gar nicht rumgepienst habe. Aber das gehört ja wohl dazu. Wär ja sonst nicht ich, wenn ich mich auf so ne Wandertour freuen würde. Wir brauchten etwas länger als eine Stunde, da wir so viele Bilder von der Landschaft machten. Unterwegs fanden wir eine Hütte oder besser gesagt, eine Bretterwand mit Dach. Eine wunderbare Kulisse um Shootingfotos zu schießen. Zuerst kletterte Stefan aufs Dach und dann wagte ich mich. Ich musste mich rückwarts auf den wackligen Stämmen fortbewegen und immer drauf achten, dass mein Gewicht schön verteilt ist. Sonst hätt es einen lauten Knall gegeben und die Holzansammlung hätte mich unter ihr begraben. Da ich ja aber noch Blog schreiben kann, hab ich die Kletteraktion überlebt. Total verschwitzt und durstig kamen wir am Saddle an, wo wir von zwei Hunden empfangen wurden. Dem einen Hund fehlte eine Pfote, aber er kam auch gut mit nur drei Pfötchen vorwärts. Am Saddle gab es auch noch ein einen Aussichtsturm, eine Wohnblechhütte und ein kleines Lädchen, wo wir uns Cola und IceTea besorgten und unsere gekühlten Stammgetränke auf dem Aussichtsturm genossen. Oben begrüßte uns ein kleiner Hund. Er war wohl ein Welpe von den anderen beiden. Nicht mehr ganz klein, aber ich hab genau erkannt, dass er bzw. es war eine „Sie“ noch jung war. So ein süßer Hund. Sie sah aus wie ein Redrieber oder Labrador in schwarz. Ich schoss also nur schnell ein paar Bilder von der wunderschönen Aussicht über die Berge, die übrigens wie aus dem Bilderbuch aussehen und beschäftigte mich dann mehr mit der kleinen Hündin. Währenddessen konnte Stefan nicht anders und musste den Poser raushängen lassen. Ein Baum, der waagerecht über einen Abhang gewachsen war, erklärte er zu seinem Opfer. Der Typ kletterte also auf den Baum und lag da wie Bagirah. Es entstanden schon ziemliche coole Bilder, auf die ich etwas neidisch bin. Aber da ich nicht ganz so lebensmüde bin, hab ich beschlossen lieber ein paar mehr Bilder von dem Hundchen zu machen, als mir den Hals zu brechen, wenn ich vom Baum fallen würde. Das war übrigens das erste mal, dass ich einen Hund in Asien angefasst habe. Ich bin immer noch der Meinung, man muss ja nicht jeden Köter von der Straße knuddeln und sich dessen Flöhe einfangen. Aber bei diesen treudoofen Augen und der lachenden Schnute konnte ich nicht anders, als ihr das Bäuchlein zu kraulen. Irgendwann riss ich mich dann aber doch von dem Hundchen los und wir beschlossen nur noch ein kurzes Stück weiter zu laufen, da wir ja früh daheim sein wollten um noch DVDs zu brennen und außerdem würden wir für den Rückweg, also den Aufstieg von der anderen Seite des Saddles mehr als eine Stunde brauchen und das würde einfach zu lange dauern. Schließlich ist es nicht ganz ohne im Dunkeln die hubbeligen Straßen zu fahren. Und wer weiß, ob Freddi überhaupt Licht am Tricyclette hat. Während wir also noch 15min weiter spazierten, es ging ja nun bergab, führte ich eine heitere Diskussion mit Stefan über den süßen Hund, den ich schon gerne mit Heim genommen hätte. Aber Stefan holte mich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und meinte, das wäre eh zu viel Stress für das Tier, Quarantäne usw. und dass es ja in Deutschland auch genug Hund gibt, die eine Heimat brauchen. Und Außerdem, ich hab ja schon ein Hundchen, das daheim auf mich wartet. Wir machten noch ein paar Bilder mit Selbstauslöser, und beschlossen dann wieder zurück zu gehen. Auf dem Rückweg, vorbei bzw. über einen Erdrutsch, entdeckten wir seltsame Früchte, die wie Weihnachtskugeln oder Girlanden an den Bäumen hingen. Stefan wollte eine rote reif aussehende Frucht mit Steinen abwerfen um sie herunter zu holen. Schaffte es aber nur, die grünen, harten auf den Boden zu schmeißen. Diese Aktion hab ich leider nicht mitbekommen, da ich total am rumpiensen war, weil der IceTea in mir rumbrodelte und es nun doch wieder bergauf ging. Irgendwie bin ich dann aber doch noch oben am Saddle angekommen. Gleichzeitig mit der einheimischen Familie auf dem Motorrad. Die Hunde freuen sich ihr Herrchen wieder zu sehen und springen an dem Mann in die Höhe der ein kleines Mädchen durch die Luft schwingt, das sich vor lachen nicht mehr einkriegt. Die dazugehörige Frau läuft den beiden nach mit einem Ghettoplaster unter dem Arm aus dem Musik dröhnt. Ein amüsantes Schauspiel. Noch schnell eine letzte Erfischung, ein Gatorade, und dann kann der endgültige Abstieg endlich beginnen. Das bergab Laufen ist nun gar nicht mehr anstrengend und ich hüpfe sogar fröhlich Disneylieder singend durch die Gegend. Als ich plötzlich von Stefan gestoppt wurde. Sein Versuch mich davon abzubringen einen Schritt nach vorne zu machen, kam für mich so unerwartet, dass ich vor lauter Schwung nicht bremsen konnte und einen riesigen Schritt vorwärts machte, dstatt einfach stehen zu bleiben. Nun sah ich auch warum ich anhalten sollte. Ein knallroter Krebs dachte, er läuft mal hier in den Bergen rum. Also nix wie raus mit den Kameras. Ich machte ein geniales Bild, als der Krebs gerade in Angriffsstellung sich auf mich zubewegte. In solchen Momenten freu ich mich immer über den „intelligenten Auslöser“ meiner Kamera :) Den restlichen Rückweg unterhielten wir uns über „die Kickers“ und Gott und die Welt und sangen das Lied der Elefantenpatroullie. (Stets ein Lied beim Marsch parat, das ist lustig Kamerad. Schmetter im Choral über Berg und Tal, wenn die Frühpatouillie naht, wenn die Frühpatrouillie naht...)
Außerdem mussten wir uns nun endlich mal darüber unterhalten, wie es denn nun weiter gehen sollte. Das ist immer die Frage, die wir zwar gerne stellen, aber irgendwie nie eine Antwort drauf wissen. Also haben wir mit ein paar Steinen, die Philippinenkarte nachgestellt und beschlossen nach Borocay zu gehen. Hier soll es wunderschöne, weiße Traumstrände geben. Und bestimmt würde auch eine Fähre von Manila direkt nach Borocay fahren... (dieser Plan wird sich auch schneller ändern als es uns lieb ist). Im Angesicht dessen, schon in maximal 2 Tagen im Bikini am weißen Traumstrand zu liegen, machte ich mir ein paar Gedanken über meine Figur insbesondere über mein gebährfreudiges Becken. Stefan meinte dann: „Aber für schöne Strände sind wir ja nicht auf Weltreise gegangen, oder?“ Ich stimmt ihm zuerst zu, eine Sekunde später sagte Stefan und ich aber gleichzeitig: „Doch!“ „Eigentlich schon!“
Freddi holte uns, als wir endlich an der Kreuzung ankamen ab und wir fuhren ca. 3min. Dann mussten wir stoppen, da vor uns ein LKW sich im Schlamm festgefahren hatte. Wir schauten uns das ganze eine Weile. Von der anderen Seite kam schon das zweite Jeepney angefahren. Nun war wirklich Stau. Die Filippinos, die versuchten den LKW frei zu bekommen, hattens aber absolut nicht drauf. Der LKW stand genau unter einem kleinen Wasserfall, d.h. der Schlamm wird niemals hart werden an dieser Stelle. Soweit kann sogar mein kleiner Bruder denken. Trotzdem versuchten die Filippinos den LKW frei zu buddeln. Ich wollte auch nicht hingehen und sagen: „Hey Männer, wieso legt ihr nicht einfach Steine oder Bretter, die es hier in rauen Mengen gibt, unter die Räder?“ So hätte es doch vermutlich jeder getan, oder? Aber ich dachte, mit solchen Problemen haben die wohl des öfteren zu tun und wissen auch, wie sie den LKW wieder frei bekommen. Uns ungeduldigen Deutschen ging es dann aber doch zu langsam und wir sagten Freddi, dass wir schon mal vorlaufen und er uns dann einfach unterwegs auflesen soll, wenn der Weg wieder frei ist. Wir liefen also los. Ich war natürlich so schlau und habe meinen rechten Fuß, wie der LKW, in den Schlamm gesteckt und hatte somit nicht nur kleine Steinchen in meinen Sandalen sondern auch stinkenden Matsch zwischen den Zehen. Wir liefen vorbei an einer kleinen Siedlung, wo die Menschen einfach ein Haus an dem Felsen aufgehangen haben. Ja genau, ein hängendes Haus. Davor ist eine Bank, die aussieht als würde sie über dem Abgrund schweben. Eine ideale Kulisse für einmalige Fotos. Ein Stückchen weiter spielen ältere Kinder auf der Straße Federball, der dann aber von zwei kleinen Mädchen gemopst wird. Überall wo man hinschaut sieht man fette, rote Flecken auf dem Boden. Zuerst dachte ich, hier wäre ein Huhn geköpft worden, aber so viel Blut kann ein einziges Tier gar nicht verlieren. Die Flecken, die wirklich wie Blut aussehen, stammen aber von einem Kautabak oder sowas in der Art, der die Zähne dunkelrot färbt und den man eben wieder ausspucken muss. Also de facto: die komplette Straße war vollgerotzt. Wir sahen an der nächsten Ecke drei kleine Welpen unter einem Auto hervorgucken und dann ganz schnell wieder verschwinden. Und am Ende der Siedlung fanden wir die wirkliche Metzgerei. Mitten auf der Straße wurde gerade ein Schwein geschlachtet. Bzw. es war schon tot, es wurde gerade auseinander genommen. Ein Kerl kümmerte sich darum, dass der Darm schön sauber gewaschen wird, der nächste schnitt an irgendwelchem Fettgewebe rum und ein dritter versuchte grad dem Schwein, das noch Augen im Kopf hatte, den Kiefer zu brechen. Keine Ahnung wieso die den Kopf in zwei Teile haben wollen. Gespannt und nur wenig angewidert schaute ich mir das ganze eine Zeit lang an. Der eine Kerl wollte wissen, ob es sowas in unserem Land auch gibt. Dann kam ich mir wieder wie ein doofer Touri vor und wir beschlossen weiter zu gehen. Irgendwann, es gab außer schöner Aussicht nichts weiter, entkamen wir glücklicher Weise einem Steinschlag und ich freute mich mal wieder wie ein kleines Kind, von keinem Stein getroffen worden zu sein. Vor einer etwas verlassen wirkenden Hütte saßen zwei Männer die uns fragten wo wir hin wollten. Sie meinten nur: „Ohh Banaue...“ was mir Hinweis genug war, dass es wohl noch ein gutes Stück zu laufen war. Wir waren mittlerweile schon über eine Stunde unterwegs und keine Spur weit und breit von Freddi. Neben der Hütte kamen drei Welpen auf uns zugerannt. Ich konnt nicht anders, ich musste sie einfach auf den Arm nehmen. Zwei waren richtig zutraulich, wedelten mit dem Schwänzchen und schleckten mir über die Hand. Der Kleinste der Dreien, sag ziemlich zerrobbt aus. Hier spiegelt sich das wahre Leben mal wieder. Nur die Stärksten werden überleben... Nach einer weiteren Stunde kamen wir an einer anderen Siedlung vorbei, wo ganz viele Kinder draußen spielten. Die Kinder verfolgten uns und als sie uns eingeholt hatten, wollten sie wissen wie wir heißen. Aber unser Vornamen genügte ihnen wohl nicht. Sie fragten nach unserm „full name“. Das hatten sie bestimmt in der Schule gelernt und waren nun ganz stolz drauf, auch mal wirklich Englisch sprechen zu können. Stefan meinte, die brauchen unsern Nachnamen, damit sie uns bei facebook adden könnten. Ja genau, is klar. Ein Junge hatte einen dünnen Bambusstock dabei, womit er des öfteren, aber versehentlich den Mädchen einen Hieb auf die Waden gab. Der Junge konnte wohl nur zwei Sachen auf Englisch sagen. Denn er wiederholte sich ständig. Entweder laberte er „I don't know.“ vor sich hin oder sagte einfach nur „Why.“ Ohne Fragezeichen. Ein Anzeichen dafür, dass er absolut nicht wusste, was er da von sich gab. Ein Mädchen wollte dann noch wissen woher wir kommen. Diese Konversation war so legendär wie sie hoffentlich einmalig bleiben wird: „Where are you from?“ - „Germany, do you know it?“ - „No, is it part of America?“ - „No.“ - „Is it part of China?“ - „No, it is part of Europe.“ (Für Mama und Opa die Übersetzung: Wo kommt ihr her – Deutschland, kennt ihr das? - Nein, ist das ein Teil von Amerika? - Nein – Ist das ein Teil von China? - Nein, es gehört zu Europa)
Hallo habe ich Schlitzaugen, oder wieso denken die, wir kommen aus China? Krass. Über diese Unterhaltung kam ein einige Minuten nicht hinweg und war wirklich verdutzt. Ich hoffte nur, dass die Kinder Deutschland auch dann nicht gekannt hätten wenn wir ihnen gesagt hätten, dass da mal ein Mensch Namens A.Hitler an der Macht war. Ich hab nämlich mal bei Galileo gesehen, dass Hitler der einzigte „Promi“ ist, den man in China kennt. Unglaublich... Zum Glück blieb mir nicht mehr Zeit über sowas nachzudenken, denn ich hörte einen Auspuff. Konnte das Feddi sein? Würde er uns wirklich noch abholen? Wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben als er dann doch angedüst kam. Wir freuten uns riesig, denn so kamen wir doch noch rechtzeitig zum Hotel. Wir sahen unterwegs noch einen Menschen, der gerade Reis, der zum trocknen auf einer Stange hing, heim brachte. Im Hotel bestellten wir schnell was zu Essen, ich wusch mir die Hände und meinen Matschfuß, wir packten die Sachen die wir zum Waschen abgegeben hatten ein, aßen in Windeseile und dann fuhr uns Freddi zum Bus. Glücklich über das Erlebte bemerkte ich erst nach einigen Minuten, dass der Bus schon ziemlich an der Grenze der Akzeptanz für Augen und Ohren lag. Pinkfarbene Seidenvorhänge, Kopfbezüge mit lila Schmetterlingen und einer CD die ich haben musste. Alle Lieder, die man so kennt, wie „Hey Teacher, leave us kids alone“ oder „Dust in the Wind“ waren gecovert. Aber auf welche Art und Weise! Der Takt des Keyboards blieb bei allen Liedern gleich. Ich hab mich köstlich amüsiert, zu lauschen, was die Filippinos sich so zusammensingen. Auch genial war, dass der Fahrer einfach eine Taube in der Hand hatte als wir einstiegen. Eine Taube. Also ein Vogel. Haha, was ein Wortspiel. Der Busfahrer hat einen Vogel :D Der Typ, der die Fahrkarten 7 mal pro Karte löchert, war es auch wert hier erwähnt zu werden. Er trug eine Jacke, die ihm ersten viel zu groß war und zweitens aus knallgelber und lilaner Seide. Sowas würde man an Fasching anziehen. Aber für ihn war es eben seine Joggingjacke. Was will man da noch groß sagen, außer andere Länder andere Sitten. Ach ja, was ich sowieso noch zu den Transportmitteln auf den Philippinen erwähnen wollte, oder generell zu Asien allgemein. Wenn hier eine Familie irgendwo hin fährt, besteht die Familie aus Mutter, Vater und mindestens einem Kind. Alle quetschen sich dann auf zwei Bussitze. Die Mutter nimmt dann das Kind in den Arm, hält es die ganze Fahrt über fest, so dass es schlafen kann. Dabei spielt das Alter des Kindes keine Rolle. Ob ein Baby von ein paar Wochen oder eine 11jährige. Alle werden von ihrer Mutter schützend im Arm gehalten, auch wenn sie selbst während der Fahrt kein Auge zu bekommt.
Es gibt doch etwas, was wohl überall auf der Welt gleich ist. Mutterliebe...

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