Montag, 14. November 2011

Tag 61 - 25h im Bus


Wir fuhren um 19Uhr Abends in Banaue los und kamen heute morgen um halb 6 irgendwo in Manila an. Ich hab, freundlich wie ich ja bin, mit Stefan den Sitzplatz im Bus getauscht, weil seiner irgendwie nach vorne rutschte. Wäre eigentlich ziemlich praktisch für mich gewesen, denn so konnte ich zum ersten mal meine Knie beim Sitz vor mir anlehnen ohne dass ich mit dem Arsch von meinem Sitz falle. Der Haken war aber, dass der Sitz nicht nur nach vorne rutschte, sondern auch nach vorne kippte. Toll. Eine sehr angenehme und entspannte Busfahrt im eiskalten Bus war das mal wieder... Ich hab extra zu Stefan gesagt, dass ich mit ihm tausche, damit er schlafen kann, da er sonst morgen früh total müde und zu nix zu gebrauchen ist. Das würde nämlich dann auch bedeuten, ich muss mich um alles kümmern. Da nahm ich doch lieber den unbequemen Sitz in kauf, was sich als Fehler entpuppte. Denn nicht Stefan war es, der nun morgens angepisst auf der Straße stand, sondern ich. Ich war sowas von motzig, dass ich mich später echt wundere, dass Stefan mich nicht einfach an irgend einem Pfosten festgebunden hat um mich dort auszusetzen...
Wir wurden von lauter Taxifahren mal wieder zugelabert und einer wollte uns für 300P fahren. Ohne Meter. Ja, is klar. Also setzten wir uns erst einmal an den Straßenrand und überlegten was nun zu tun sei. Bzw. ich motze und Stefan überlegte. Zwischen Weihnachtsmännern (auf den ganzen Philippinen ist alles und jeder schon in Weihnachtsstimmung und es ist gerade mal Anfang November) und einer Hulkfigur beschlossen wir dann, ein Taxi anzuhalten, dass uns an den Hafen bringen sollte. Mit Meter... 


Nach drei Versuchen eine Fähre nach Borocay zu finden gaben wir auf. Es fährt wohl nur alle paar Tag ein Schiff dahin oder was weiß ich. Jedenfalls sah es so aus, als müssten wir mal wieder umplanen. Also ab ins Starbucks wo es ja normalerweise Internet gibt. Gab es aber hier leider nicht. Das System wollte uns einfach nicht verbinden. War so klar. Ich hab vor lauter Frust ein fettes Zimthörnchen verhaftet und Stefan dann noch seinen Schinken aus dem Schineken-Käse-Croissant geklaut, dass der sich gleich noch eins holen musste. Der ist dann irgendwann die Straße entlang gelaufen, weil es ihm im Starbucks wohl zu kalt war und er keine Jacke dabei hatte. Mit meinem Schal wollte er sich in aller Öffentlichkeit auch nicht einmummeln. Verständlich. Nach 5 oder gefühlten 500 Weihnachtsliedern kam Stefan zurück und sagte mir, dass tatsächlich keine Fähre nach Boracay fährt und wir beschlossen dann erst mal uns Richtung Bohol aufzumachen. D.h. zuerst mit dem Bus nach Legaspi. Und zwar noch heute. Also schon wieder einen Tag im Bus. Juhuu. Ich könnte mit nichts Entspannenderes vorstellen. Mit einem Jeepney ließen wir uns also zum Busbahnhof fahren. Der Fahrer schmiss uns aber viel zu früh raus, so dass wir in der prallen Sonne noch ca. 1km laufen mussten. Ich schwitzte... und Stefan war glaub ich nur geschockt über sich selbst, dass er seinen Geldbeutel im Jeepney vergessen/verloren hatte und ein unheimlich netter Mensch ihm den Geldbeutel zurückgegeben hatte. Was ein Glückspilz. Irgendwann wurden wir mal wieder von Menschenhändlern bedrängt, die angeblich einen Bus nach Legaspi hätte. Aber komischer Weise stand auf dem Busschild gar nix von Legaspi drauf und der Typ meinte dauernd was von wegen wir sollen bezahlen. So was mag ich ja schon mal gar nicht. Dachte der Mensch denn allen Ernstes, nur weil wir weiß sind, spazieren wir zu seinem Ticketstand und bezahlen ohne zu wissen wann und wohin wir mit irgendeinem Gammelbus losfahren. Ähh nein. Der zweite Busstand sah schon wesentlich seriöser gegenüber dem Ersten aus. Was aber nicht heißt, dass er auch tatsächlich seriös ist. Nur so schäbig und runtergekommen, wie der erste war, da kann eigentlich nur jeder Drecksbusstand besser aussehen. Wir luden also unsere Rucksäcke in den Bus, diesesmal aber nicht in den Gepäckraum, sondern in die Ablage über den Sitzen. Ganz toll. Zu den Sitzen ist ohnehin zu sagen, dass wir uns dieses Mal für eine Reise mit einem 2.Klasse-Bus entschieden haben und der Bus auch dementsprechend war. (Sonst versuchen wir natürlich auch immer auf die günstigste Art und Weise von A nach B zu kommen. Aber meistens gibt es nur klimatisierte Komfortbusse mit defekten Sitzen) Jedenfalls bestand dieser Bus nicht wie jeder normale Linienbus aus zwei 2er-Reihen sondern aus einer 3er-Bank, einem schmalen Durchgang, einem Notsitz und einer 2er-Bank. Und das alles in einer Reihe. Also hätten theoretisch 6 Menschen in einer Reihe Platz gehabt. Da der Bus noch ziemlich leer war, bunkerten wirns zwei 2er-Bänke. Ich ging dann auch nochmal raus um Proviant zu besorgen und entdeckte ein paar Meter weiter auf der andern Straßenseite das Busunternehmen nach dem wir gesucht hatten. Toller Mist. Also sind wir tatsächlich in die Fänge von Menschenhändlern geraten. Ich wusste es... Der Bus sollte um 9:30Uhr losfahren. Es kamen ständig Verkäufer in den Bus die uns irgendeinen Müll andrehen wollten. Ob es nun Handtücher, Sonnenbrillen, Äpfel, Eier, Uhren oder Unterhosen waren. Außer Srühdeo hatten sie fast alles. Als der Bus um 10:30Uhr immer noch nicht losfuhr, beschloss ich mal nachzuhören was da los ist. Als Antwort bekam ich nur, dass ich warten solle und „It's philippino time.“ Na toll, und ich bin Deutsche mit Pünktlichkeit in den Adern. Zumindest so in etwa. Wir schliefen also ne Runde, denn man weiß ja nie wie die Straßenverhältnisse so sind und wann man das nächste mal zum schlafen kommen würde. Um 12Uhr kam dann ein anderer Bus und ein Menschenhändler scheuchte uns alle dahinein. Schon wieder waren wir die letzten im Transportmittel was sich aber als unheimlichen Vorteil herausstellte. Unser nummerierte Plätze waren belegt und nur noch die beiden hinteren Reihen waren frei. Ganz klare Sache. Eine Reihe à 6Sitz für mich, eine Reihe für Stefan. Augen zu und im liegen schlafen. Genial.

So wäre ich ziemlich glücklich gewesen, aber leider stiegen nach 4h die ersten neuen Gäste dazu und ich musste meine letzte Reihe räumen. Wir haben ja zum Glück schon die Hälfte, dachte ich mir. Denn laut Buschef sollten wir um 20Uhr ankommen. Der Buschef stammt aber scheinbar aber nicht aus Deutschland, macht sich also nix aus Fahrplänen und bei ihm gilt natürlich auch die Philippino-time. Was so viel heißt wie, dass er nur 2 Mal eine Pinkelpause machte und wir um 23:30Uhr ankamen. Vor der 2. Pause war ich kurz davor den Fahrer zu erdrosseln. Meine Mordgedanken wurden immer schlimmer, denn der Druck auf meiner Blase wurde so unerträglich dass ich mich nur mit Mühe und Not bewegen konnte. Ich hätte sollen einfach in den Bus pinkeln. Wäre den Menschen hier wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Die schmeißen nämlich ihren kompletten Müll einfach im Bus rum. Eierschalen und Chipstüten und Kippen (Rauchverbot im Bus an das sich niemand hält). Stefan meint, so verhalten sich normalerweise nur Inder. Dann will ich wohl nicht nach Indien... Die Gerüche im Bus machen mir eh zu schaffen. Zigarettengestank, Eier, Menschenschweiß und Fisch. Überall dieser Fischgeruch... Unser kulinarisches Erlebnis an diesem Tag war auch nicht so ganz der Brüller. Es zählte heute nur: Essen zum überleben, egal wie's schmeckt. Unser Proviant bestand aus folgendem: Minimandarinen, 2 ChickenSoup, ungenießbare Salt&Vinegar Chips, ungenießbare Einbackbrötchen, ungenießbaren Sparkling IceTea, Rest vom Käsedipp mit Chips und Cracker. Irgendwann in tiefster Nacht, um 23:30Uhr kamen wir in Legaspi an. Die Stadt war tot, unheimlich und trostlos. Wir wurden auch gleich von Taxifahren bequatscht, das Hotel wo wir hinwollten wäre sooo teuer, bla bla blub. Gelaber eben. Zum Glück war unser Hotel gleich um die Ecke. In unserm Zimmer begrüßte uns gleich ein kakerlakenähnlicher Käfer, den Stefan entsorgen musste während ich eincheckte und vergeblich versuchte den Preis runterzuhandeln, da wir ja eigentlich keine ganze Nach mehr hier seien. Total kaputt war ich froh über eine dusche. Wenn die noch kalt gewesen wäre, wär das natürlich der Hit gewesen. Aber ich untalentiertes Wesen kenn mich ja an Boilern nicht aus und ich wollte auch nicht Stefan bitten mit unter die Dusche zu kommen um mir zu erklären wie ich kaltes Wasser bekomme. Halbwegs erfrischt schlief ich dann in einem der miefigsten Zimmer überhaupt ein.

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