Montag, 14. November 2011

Tag 62 - Legaspi

Ich werde ziemlich früh wach, da Stefan einfach meint, er kann um 7:30Uhr Musik anmachen. Spinnt der Typ? Naja, wenn man dann schon mal wach ist, sollt man auch aufstehen. Dieser Versuch zieht sich dann aber doch noch etwa eine ganze Stunde und gegen 9Uhr komme ich dann frisch geduscht aus dem Bad und motiviere Stefan jetzt endlich aufzustehen. Wir verlassen also unser Hotelgebäude und sehen die Straße, die gestern noch so leer war. Sie ist immer noch genauso trostlos wie in der Nacht zuvor. Nur dass jetzt viel mehr Verkehr ist. Überall düsen Tricyclettes un Jeepneys rum. Schulkinder und andere Menschen. Der Betonklotz auf der andern Straßenseite entpuppt sich als Shopping Mall. Stefan erhofft sich seinen heißbegerten DVD-Brenner, den er mal wieder nicht findet. Er spielt jetzt sogar schon mit dem Gedanken sich nen externen Brenner zu kaufen. Was ich davon halte? Naja, ich bin von weiblicher Natur... das sagt doch schon alles?! Wir entdecken einen Fressmeile und schauen uns mal um, aber letztendlich bleiben wir an nem Pizzastand hängen. Die Essgewohnheiten von Malaysia sind wohl noch eingespeichert und Angeles mit seinen Schnitzel hat uns auch zu sehr verwöhnt. Mit dem ersten Biss in die Pizza merken wir, was wir da gerade tun. Wir verhalten uns wie „Touris“. Mittlerweile verwende ich dieses Wort als Schimpfwort. Trotzdem essen wir die Pizza auf, hat ja schließlich 230P gekostet und beschließen von nun an philippinisches Essen zu probieren. Zurück im Hotel finden wir ein Stockwerk tiefer ein Reisebüro, wo wir aber gleich eine Tür weiter geschickt werden. Dort besorgen wir uns ne Karte und wollten eigentlich einen Roller mieten. Den doppelten Preis, wie für einen Roler in Thailand, zu zahlen, wollen wir aber nicht und nehmen nur die Karte mit. Während ich rumchille macht Stefan einen Plan. Wir wollen uns den Vulkan hier ansehen. Scheinbar fährt da auch ein Jeepney hin. Also gut, auf ins Nachbardorf Daraga. Wir steigen in der Dorfmitte aus, wo gleich nebenan Markt ist. Ich hab aber keine Lust auf den Fischgeruch, also laufen wir zügig weiter und entdecken auch gleich den Vulkan. Leider ist seine Spitze mit Wolken verhangen. Man kann also nur erahnen, wie weit er in den Himmel ragt. Die Ruinen, von denen man angeblich einen so tollen Blick auf den Vulkan hat, lassen wir ausfallen und laufen auf der Straße einfach Richtung Vulkan, denn der liegt ja direkt vor uns. Es gibt jede Menge zu sehn. Die Menschen sind sehr freundlich, grüßen uns und haben sichtlich Spaß dran beim White-Watching. (So nenne ich es ab jetzt uns Weiße zu beobachten) Die Tricyclettes haben alle lustige Sprüche oder Namen irgendwo stehn. Einer nennt sich zB „Retired Playboy“ (Playboy im Ruhestand) und es gibt auch eine „Princess“. Schon leicht genervt von der Hitze und der Lauferei entdecken wir einen Fluss mit einem Damm. Wir laufen auf dem Damm entlang, haben wunderbare Sicht auf den Vulkan und bekommen den ärmlicheren Teil der Gegend hier zu Gesicht. Im Fluss badet gerade ein Mann und weiter hinten baden Büffel. Ich klettere auf halber Strecke vom Damm runter, und schieße ein paar Fotos. Hinten angekommen, treffe ich wieder auf Stefan, der mit wieder hoch hilft. Hinten heißt so viel wie, da wo der Damm einfach so aufhört. Wir bleiben noch ne Weile sitzen, genießen die Aussicht, versuchen Bilder von einem Hirtenjungen zu mache, der es aber entweder nicht blickt oder keine Lust hat fotografiert zu werden.

Wir überlegen wie viel Büffel sich nun tatsächlich im Wasser befinden. Denn sie sind aus unserer Entfernung leicht mit den riesigen Felsen am Ufer zu verwechseln.

Es wird uns zu heiß in der prallen Sonne und wir laufen zurück. Neben der Brücke sitzt eine Gruppe von Männern die sich ihre philippinischen Bäuche sonnt. Alle sitzen da, haben ihr Shirt hochgekrempelt und den mehr oder weniger dicken Pansen freigelegt. Zu lustig. Sie wollen uns ein Tricyclette andrehen, meinen es aber nicht ernst, da sie selbst über ihre überteuerten Preise lachen müssen.

Wir gehen also im Schatten eines Deiches zurück und nehmen uns ein Jeepney nach Legaspi, das wir aber gleich drauf wieder verlassen müssen um in ein anderes umzusteigen. Der Fahrer fährt uns aber nicht in die City sondern lässt uns viel zu früh/spät raus. Stefan meint zwar den Weg zurück zu kennen, also folge ich ihm erstmal. Da mein Getränkevorrat aber schon aufgebraucht ist und die Sonne ohne Gnade mich zu braten versucht, bin ich ziemlich am rumpiensen und wir nehmen dann doch ein anderes Jeepney, das uns so gut wie vor die Haustür fährt. Wir gehen kurz in die Mall einkaufen und bemerken, dass wir ganr nicht genug Geld dabei haben. Also vergnüge ich mich weiter mit einem Einkaufkorb vor einem Cornflakesregal und Stefan sprintet zurück ins Hotel um Geld zu holen. Im Supermarkt sind wir mal wieder die Hingucker schlechthin. Vor allem Stefan hats den weiblichen Verkäuferinnen angetan. Er wird sogar von ihnen verfolgt und bildet sich ein, dass gleich eine Verkäuferin los sei um ihren Kolleginnen die frohe Botschaft zu überbringen, dass Stefan zu begutachten sei. :) Auf der andern Seite der Mall finde ich meinen ersehnten Früchtemarkt. Wir checken die Preise und kaufen für 95P eine Ananas, 2 Mangos, und irgendwelche Litchi-Früchte. Auf dem Rückweg, vorbei an Schlüssel- und Schuhmachern sehen wir eine Horde Kinder die vor einem Fernsehgeschäft mit Röhrenfernsehern „Tom & Jerry“ schauen. Ich erinnere mich wieder daran, wie einfach es eigentlich doch ist, glücklich zu sein...
Im Hotel breiten wir uns vor der Rezeption aus und versuchen stundenlang herauszufinden, wie wir 1. weiterreisen und 2. wieder von den Philippinen weg kommen. Irgendwann geht Stefan nochmal ins Reisebüro, zeigt der netten Dame seine Grübchen und bekommt für Umme einen kompletten Reiseplan. Morgen um 5Uhr würden wir am Busbahnhof losfahren. So früh musste sein, da die einzigsten Fähren nur morgen oder in drei Tagen fahren würde. Während sich Stefan weiter um Flüge kümmert, geh ich zurück zum Markt. Es ist mittlerweile dunkel geworden und der Markt hat sich vergrößert. Es gibt nun jede Menge Essensstände. Die Spieße sehen verdammt lecker aus. Routinemäßig frage ich trotzdem oder zum Glück was das für ein Spieß ist. Hühnerdarm. Nein Danke. Ich finde aber noch leckere Hähnchenschenkel, Pommes mit Salz und Käse, und irgendwas frittiertes, bestehend aus Chicken. Zu allem gibt’s Sosen in kleinen Tütchen. 

Stefan ist froh, dass ich den Weg zurück gefunden habe. Hallo? Ich wollte doch eigentlich alleine reisen. Wieso denkt jeder, dass ich so unfähig bin? Vielleicht weil ich es mir echt immer einfach mache. Vor allem wenn jemand dabei ist, der für mich das danken übernimmt. Nach dem Essen kommt endlich mal wieder mein Schweizer Taschenmesser zum Einsatz. Ich schneide Ananas und Mango in kleine Häppchen und ergötze mich an der süßen Mangofrucht, die tatsächlich süchtig macht. 


Wir verschwinden irgendwann ins Zimmer, da wir ja noch packen müssen. Dabei entdecke ich etwas klebriges in meiner Reiseapotheke. Neeeiiinn. Überforderung! Ich drehte mich erstmal dreimal im Kreis. Völlig Grundlos. In der einen Hand ein klebiges Tablettenpäckchen in der andern mein Wäschebeutel. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hält Stefan mich spätestens jetzt für komplett verrückt. Netterweise stoppte er mich aber, als ich zuer vierten Runde ansetzen wollte und nur am rumfluchen war. Ein Päckchen homöopathisches Abführmittel war geplatzt. Nun klebte das ganze Babbzeug an allem. Meinen heißgeliebten Aspirin und andere Tabletten konnte ich ja abwaschen, aber die ganzen Mullbinden und Pflaster musste ich wegschmeißen. Endlich, dachte ich mir auf der einen Seite. Eh alles unnötiges Zeug. Die restlichen 12 Päckchen Abführmittel flogen auch gleich mit in den Müll. Mama, keine Sorgen, hier gibt es an jeder Ecke eine Apotheke und zur Not hat Stefan ja Schüsslersalze (oder so) und Pflaster dabei.
Da die Luft in dem Miefzimmer so beschissen ist wie die ganze Atmosphäre hier, beschloss ich, nochmal duschen zu gehen. Vielleicht geht der Smog irgendwann von meiner Haut runter. Ich war gerade fertig und in ein Handtuch eingemummelt, klopfte es wie wild an der Tür und ich dachte schon es wäre was schlimmes passiert. Ich öffnete und was seh ich da? Nein, kein Mensch der am verbluten ist, sondern Stefan der wie ein verrückter Flummi auf und ab hüpft. Scheinbar freut er sich. Ich bin völlig verdattert und will wissen was er für Drogen eingeschmissen hat und woher er die so schnell besorgen konnte. Drogen waren aber nicht der Grund für seine Freude. Meine Verpeiltheit hat wohl auf ihn abgefärbt. Er dachte wohl die ganze Zeit, sein Geldvorrat neige sich dem Ende und er müsste früher nach Australien um dort zu arbeiten. Jetzt hat er wohl bemerkt, dass er einfach nicht in der Lage war ein Internetkonto richtig zu interpretieren und noch genug Geld hat um weiter mit mir rumzureisen. Über diese Nachricht freu ich mich dann natürlich auch! Zu zweit ist es einfach viel lustiger wie wenn man nur allein rumreist. Deshalb kann ich die Ankunft von Michelle auch kaum noch abwarten...

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