Mittwoch, 16. November 2011

Tag 65 - Vom Hinfallen und anderen Actionhelden



Ich wurde an diesem Tag sehr früh wach. Stromausfall. Also auch kein kühlender Ventilator. Ich wusste nix mir mir anzufangen, also weckte ich mal Stefan, ob der nen Plan hatte. Natürlich nicht. Wir chillten noch etwas im Bett, schwitzen mindestens 3l Wasser raus und hörten Musik. Ich kam irgendwann auf die glorreiche Idee zu suchten, was aber nicht funktionierte, da ja auch bei Stromausfall das Internet nicht funktioniert. Da ich nicht mehr länger in meiner Schweißlache liegen bleiben wollte, beschloss ich, mich mal ins Bad zu verziehen. Vorsichtshalber wollte ich aber noch von Stefan wissen, ob denn die Klospülung auch vom Stromausfall betroffen sei. Man weiß ja nie. (Ich denke, da dieser Satz eh schon peinlich genug ist, kann ich auch erwähnen, dass mein Freund sowas ähnliches wie eine Elektrikerlehre macht und ich trotzdem nicht weiß, dass die Toilette nicht mit Strom funktioniert)
Stefan liegt immer noch im Bett und ich bestelle schon mal 2 American Breakfast, da sich das Philippinische ganz und gar nicht lecker anhört. Reis mit Knoblauch. Zum Frühstück. Fein. Dann doch lieber Eier mit Speck. Die Hotelfrau hat mich gefragt ob wir lieber Speck oder Schinken wollen und im gleichen Atemzug beigefügt, dass sie aber nur Schinken da hat. Weshalb dann die Frage?! Wir bekamen das Frühstück wie in einem 5Sterne Hotel auf der Veranda serviert. Ich freute mich unheimlich über das geniale Wetter und die Suchtfrucht Mango. Übrigens, die Mangos, die man in Deutschland für 1,49€ im Aldi bekommt, die Grün-rote. Das ist der letzte Müll im Gegensatz zu diesen Köstlichkeiten, die man für ein paar Cent an jeder Ecke kaufen kann. Allerdings hab ich noch nicht herausgefunden, wie man die Dinger schält und schneidet ohne sich dabei völlig einzusauen. Die Mango die gerade vor uns stand, war in kleine Würfel, die noch an der Schale haften geschnitten. Wie bekommt man sowas hin, aber dann keinen gescheiten Harrschnitt auf meinem Kopf?!
Nach dem Frühstück gehen wir an der Hauptstraße entlang und kehren bei der erstbesten Rollervermietstation ein. Es gibt aber nur noch Motorradroller mit manueller Schaltung. Also fällt schonmal weg, dass ich das Teil fahren werde. Stefan hat angeblich schon einmal eine soleche Schaltung betätigt, was die Vermieterin und ich ihm aber nur schwer glauben können, als wir ihm bei einer Proberunde zusehen. Ist das wirklich eine gute Idee auf dem Roller zu den Choclate Hills zu fahren? Mit richtigen Helmen ausgestattet geht’s dann doch los. Stefan hat noch ein paar Problemchen beim Anfahren und mit der Schaltung. Ich gebe ihm bei jedem neuen Gang eine Kopfnuss :) Hatte ich nicht zu meinem Freund gesagt, dass ich niemals mit ihm auf dem Motorrad fahren würde? Ich beschloss ihm schnellstmöglich zu sagen, dass ich doch bei ihm mitfahre, wenn ich diese Fahrt überleben würde. Bei der 4 Kopfnuss wünschte ich mir, ich hätte Bohni als Fahrer. Der ist, glaub ich, mit Zweirädern geboren worden. Oder zumindest einer meiner alten Mofafreunde. Nach ner halben Stunde, beruhigte ich mich langsam und auch Stefan fuhr besser. Wir machten auf einer Brücke halt, wo wir ein paar Bilder schossen und ich mich erst einmal strecken musste, denn es waren bestimmt vier Wirbel rausgehüpft. Die Brücke führte nach Taglibaran, wo wir aber zum Glück nur kurz durch mussten. Denn vom Stadtverkehr waren wir beide nicht sehr angetan. Wir fuhren eine Straße entlang, von der man gelegentlich einen Blick aufs blaue Meer erhaschen konnte. Irgendwann kam dann auch die Kirche, die auch in jedem Touriausflugspaket mit drin ist, an der wir aber nicht anhielten, weil sie uns einfach nicht interessierte. Eine Kirche eben. Der nächste Stopp war an einem Kiosk, wo ich unsere Lieblingsgetränke besorgte. Die Frau dort, wollte mir unbedingt noch Chips und Eis andrehen. Ich lehnte dankend ab. Dann gings weiter. Stefan hatte es mittlerweile echt drauf. Mit der Schaltung zumindest. Das Anfahren klappte aber immer noch nicht hundertprozentig einwandfrei. Naja, das wird schon. Kurze Zeit Später bogen wir Richtung Carmen ab und dann gings einen Berg runter. Ein LKW überholte, raste voll auf eine Kurve zu und hinterließ Bremsspuren und einen angenehmen Geruch von verbranntem Gummi. Ein paar Kilometer weiter entdeckten wir ein Schild mit der Aufschrift „Tourismus-irgendwas“. Wir bogen also ab, über eine Brücke drüber, die eine Extraholzverstärkung an der Stelle der Autoreifenspuren hatte. Vor uns schlich ein Auto daher und da es echt ziemlich schwierig war, so langsam auf einem 30cm breiten Holzbrett zu fahren, rutschten wir natürlich ab und ich erschrak fast zu Tode. Es war aber nichts weiter passiert. Das Auto war dann weg und wir konnten ganz normal über die Brücke fahren. Das Tourizentrum lag direkt an einem Fluss. Stefan wollte sich eine Karte von der Gegend besorgen und ich machte in der Zwischenzeit ein paar Fotos von dem Fluss und den Häusern mit verrostetem Wellblechdach. Stefan kam bald zurück und blamierte sich vor den ganzen Filipinos beim Anfahren. Ich murmelte vor mich hin: „Ich kenn den gar nicht, ich sitze einfach nur so, ganz zufällig bei diesem Amateur hinten drauf...“ Wir schafften es ohne Absturz über die Brücke zu kommen und fuhren weiter Richtung Carmen zu den Chocolate Hills. Nach einiger Zeit sahen wir eine kleine Brücke über Reisterrassen. Die ganze Anlage war eingezäunt, aber ich fand schnell eine Tür, ins Innere. Die Helme liesen wir einfach im Gras liegen und gingen durch die Tür, auf der „Exit“ stand. Wir entdeckten einen Strauß und ein schwarzes Schein, machten ein paar Bilder und bemerkten, dass wir beobachtet wurden. Wir waren aber fertig mit dem Shooting und so kam die Aufpasserfrau zu spät um uns rauszuscheuchen. Sie schloss aber die Exit-Tür sicherheitshalber ab. Als ich gerade meinen Helm wieder holen wollte entdeckte ich einen kleinen Ast, der sich bewegte. Es war natürlich kein Ast, sondern ein, perfekt als Ast getarntes Tier. Wahrscheinlich eine noch unentdeckte Art. Ich nannte es: „Tinarihum“. Ein würdiger Name für einen solchen Tarnungsspezialisten. Wir fuhren weiter um die nächste Kurve und entdeckten, dass hier der Eingang für das Gehege war, wo man auch Eintritt zu zahlen hatte. Wir Sparfüchse ;)
Der nächste Halt entdeckten wir nur zufällig. Ein Tarsierpark. Das sind die kleinen, 10cm großen Äffchen mit den riesigen Kulleraugen. Unsere Helme deponierten wir bei einem Kiosktyp und ich musste mal wieder mehr zahlen, da ich meinen Oxfordausweis nicht dabei hatte. Aber 50P als Parkeintritt mit Guide ist wohl erträglich. Unser Guide zeigte uns dann jede Menge Tarsier. Ein schwangeres Äffen war auch dabei. Leider keine Babyaffen. Die meisten schliefen noch, denn die Tiere sind nachtaktiv. Ich schoss super Fotos und war wieder unheimlich stolz auf meine Kamera mit dem dicken Rohr, die leider zu früh den Geist aufgab. Noch schnell ein Erfrischungsgetränk und ein paar lustige Fotos und weiter gings. Kurz bevor wir in einen Wald fahren, rennt eine Katze aus dem Nichts über die Straße. Eine klare Selbstmordattentäterin. Fazit: die Bremsen funktionieren. Der Wald wirkt wie eine riesige Kathedrale. Über uns sind die Bäume zusammengewachsen und nur an manchen Stellen schafft es die Sonne Licht durch zu schicken. Sieht echt cool aus. Wir fuhren an Reisfeldern vorbei, Häusern auf Hügeln mitten in der Reisplantage, Reis der zum trocknen rumliegt, Menschen, die den getrockneten Reis nach Hause tragen und andere Menschen, die einen Ochsen mit Pflug antreiben, der die Reisfelder umgraben soll. Wir waren also umringt von Reis. Aber auch ein Haus, das gebaut war wie ein Schiff und aus „Ship-Haus“ heißt und ein philippinischer Friedhof bekamen wir zu Gesicht. Alles in allem hat sich die Fahrt zu den Chocolate Hills schon geloht. Auf dem Stadttor von Carmen stand ganz groß drauf: „Welcome to the christmascity“. Ich hätte jetzt mit allen möglichen Begrüßungssprüchen über die Chocolate Hills gerechnet. Aber nicht damit, dass Carmen die Weihnachtsstadt ist :) Wie zahlten an einer Kreuzung 50P p.P. Und bekamen im Gegenzug 20 kleine Kärtchen à 5P. Na toll, Touripreis mal wieder gezahlt. Stefan quälte den Roller den Berg hoch, von dem wir schon die Hammeraussicht genossen. Schnell den Roller geparkt, die Helme einem vertrauenswürdigen Polizisten ausgehändigt und dann gings 150 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform. Diese Chocolate Hills sind schon was ganz besonderes. Ich schätze mal, die gibt’s nicht an jeder Ecke dieser Welt. Man weiß auch nicht wirklich genau wie sie entstanden sind. Es gibt einige Mythen. Mir gefällt dieser am Besten:
Die Legende redet von einem Riesen namens Dano, der alles aß, was ihm auf seinem Weg begegnete. Eines Tages kam er in eine Ebene. Hier sah er eine wunderschöne junge Frau mit dem Namen Eng. Um ihre Aufmerksamkeit zur erreichen, beschloss er, Gewicht zu verlieren und so schied er alles aus, was er gegessen hatte. Schließlich bedeckten seine Ausscheidungen das gesamte Land und es gelang ihm am Ende, die Aufmerksamkeit seiner Angebeteten zu erlangen.“
Oben angekommen, rutschte ich auf den kleinen Steinchen aus, fiel hin und haute mir das Knie an. Ich Tollpatsch. Es tat aber auch echt weh, so dass ich mich zuerst weigerte, ein Srungbild zu machen. Habs aber doch getan :) Wir schossen eine Menge Fotos und amüsierten uns über eine Gruppe Chinesinnen. Unten im Restaurant wollten wir uns nur schnell ein Eis kaufen, aber als ich bemerkte, dass die für ein Bällchen Eis fast 1€ wollten, beschloss ich diesen Laden zu boykottieren. Das Restaurant nebenan hatte komischer Weise normale Preise. Wir wollten zuerst was philippinisches Essen, aber das Einzigste was uns einigermaßen gefiel gab es leider nicht mehr in small, also bestellten wir fried Chicken und Pommes. War ein gutes Essen. Zwar wieder halb tourimäßig, aber dafür gut. Neben uns saß ein Päärchen. Wohl das erste und einzigste deutsch-philippinische Päärchen, die aus Liebe zusammen gefunden hatten. Der Mann war bereits im gehobenen Alter und normalerweise haben solche Kerle immer eine Jüngere am Start um sich „pflegen“ zu lassen. Dieser schmale Typ sah aber mit seinem langen, grauen Bart und der Filippino gleichen Alters an seiner Seite irgendwie nett aus. Ich wollte schon fragen ob ich ein Bild von ihnen machen darf, als ich bemerkte, dass sie Deutsche sind. Die Erklärung wäre also etwas komplizierter gewesen, also lies ich es blieben und schoss draußen eins. Natürlich völlig unauffällig. Leider auch nur halb so schön. Ein Chinese mit blauem Strandhut wurde auch noch schnell zu meinem Fotoopfer und dann fuhren wir auch schon wieder los. Stefan wollte näher an die Hügel und vielleicht auch auf einen draufklettern, deshalb fahren wir irgendeinen Feldweg rein, der aber ins Nichts führt. Also wieder umdrehen. Kurz drauf wackelt das Mopet gewaltig und Stefan fragt ob ich rumzappele. Tu ich aber nicht. Er hält sofort an und ich entdecke den platten Hinterreifen. Na toll! Wir standen also irgendwo in der Pampa und hatten einen Platten. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen. Stefan war völlig überfordert und ich machte den Vorschlag, das Mopet eben ins nächste Dorf zu schieben, das zum Glück ziemlich nahe war. Was blieb uns auch anderes übrig? Es hielt aber ein Europäer an, der uns, samt Roller auf seinem Pickup mit zur nächsten Vulcanizing-Station mitnahm. Ich wusste bis dahin nie, was diese Vulcanizing-Dinger sind. Jetzt wusste ich's. Miniwerkstätten für alles mögliche. Der Typ dort, verstand sofort was wir von ihm wollten, schmiss einen Haufen Plastikmüll und ein Stück von einem altem Reifenschlauch auf eine Feuerstelle und zündete es an. Ahhhaaa, ok. Dann fuhr er mit seinem Mopet weg, um einen neuen Schlauch mit Ventil zu besorgen. Unser Ventil hat sich irgendwie scheinbar rausgelöst oder was weiß ich. Jedenfalls: kaputt. Wir unterhielten uns mit einem andern Kerl und einer hübschen Filippino mit behaarten Beinen. 1A-Einheimische also. Genau mein Ding. Im Hof liefen Hühner rum und ich freute mich einen Hund mit Vorbiss zu sehen und musste dran denken, wie sich meine Mama und Simone damals über den Fisch mit Vorbiss kaputtlachten. Der Typ, der übrigens eine legendäre Frisur hatte, kam irgendwann zurück, machte mit ein paar Handgriffen die Kette ab und schwubsdiwubs war der neue Schlauch auch schon drin und wieder aufgepumpt. Wozu er aber das Feuer gemacht hatte, frag ich mich immer noch. Wir ließen 3,50€ da und bedankten uns recht herzlich. Ich machte noch ein Foto von dem Typ, als der andere Kerl meinte, dass wir das Foto jetzt sicher bei facebook veröffentlichen. Hallo? Hier ist weit und breit nichts, neben den Hühnern ist ein intakter Wasserpumpbrunnen und trotzdem kennt man auch hier die Suchtseite facebook?
Es konnte also weiter gehen. Anfangs fuhr Stefan noch ziemlich vorsichtig, das Anfahren klappte jetzt auch schon ziemlich gut, und als er sich sicher mit dem neuen Reifen fühlte, konnten wir heim heizen. Unterwegs machte ich noch ein paar Bilder von Kirchen, Kindern usw. Nach ein paar kleinen Stopps erreichten wir Taglibaran. Es wurde schon dunkel und wir hatten scheinbar die Brücke verpasst und befanden uns direkt in der Stadt. Stadtverkehr. Und wir mittendrin. Nichts als hupende Tricyclettes, Rollerfahrer, die einfach aus irgendwelchen Sträßchen geheizt kommen und Jeepneys. Wir konnten auch nicht zurück, da wir uns in einer Einbahnstraße befanden. Also ich wäre ja auch gegen die Einbahnstraße gefahren, schließlich befinden wir uns ja immer noch in Asien. Aber ich denke mal, das war Stefan dann doch zu riskant, der ohnehin schon nölf mal ausweichen musste um nicht von einem Tricyclette umgemäht zu werden. Irgendwie fanden wir dann eine Brücke, zwar nicht die, von der wie kamen, aber sie führte auf die kleine Nachbarinsel, wo auch Alona Beach ist. Stefan fand auch auf Anhieb den „Highway“ und ich war froh, bald daheim zu sein. Es wurde immer dunkler. Ich wusste noch, dass wir an zwei „Baustellen“ vorbei mussten. Die Baustellen hier sind aber nicht durch Leuchtbänder oder Blinkhütchen abgesichert, sondern es liegen einfach nur ein paar Steine drum herum und vielleicht steht auch irgendwo ein Schild. Der Gegenverkehr benutzt einfach die noch verbliebene Spur mit und gut ist's. Soviel zu den Baustellen. Nach der ersten Baustelle gab Stefan etwas Gas um an stinkenden Jeepneys und nervigen Tricyclettes vorbei zu kommen. Wir fuhren ca 80km/h, genau kann man das nicht sagen, da der Tacho defekt war, als plötzlich ein weißes Licht immer näher und näher kam. Genau auf uns zu. Wir fuhren zuerst etwas nach rechts, aber das Licht fuhr auch nach rechts. Wie wenn Stefan meine Gedanken lesen konnte, wich er kurz vorm Frontalaufprall nach links auf die Gegenfahrbahn aus, auf der sich niemand befand. Glück gehabt, dachte ich, als ich es dann auch schon sah. Ich war wie gelähmt und konnte nix tun. Ich dachte nur: jetzt ises aus. Ich hörte Stefan schreien: „SCHEISSSSSEEEEEE“ und wir rasten mitten in die zweite Baustelle. Das Mopet hob ab, wir schwebten eine Sekunde in der Luft, mein Herz blieb stehen und mein Kopf war total leer. Im nächsten Moment dachte ich nur: jetzt legen wir uns voll ab und sterben. Taten wir aber nicht. Wir landeten, wie durch ein Wunder, auf beiden Rädern und fuhren einfach weiter! Nach ein paar Metern hielten wir an. Wir konnten es nicht glauben was gerade passiert ist. Wow!!!  Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und konnte mich aus dieser seltsamen Kackhaltung auch nicht mehr rauslösen. Ich stand da, den Hintern irgendwie seltsam rausgestreckt, halb in den Knien und fuchtelte mit den Armen wie wild herum. Und ich lachte. Stefan lachte auch. Wir freuten uns über diese geniale Aktion und darüber, dass wir noch am Leben sind. Und ich nahm alle Anschuldigungen, von wegen Stefan sei ein schlechter Motorradfahrer zuück. Mit dieser Aktion sollte erstmal Ben oder Bruce Willis mithalten. Allerdings konnten wir nicht Ewig in der Baustelle stehen bleiben, also warteten wir, bis nicht mehr viel Verkehr von beiden Seiten auf sich zuraste und hievten das Mopet die 30cm hoch auf die normale Fahrbahn. Schnell aufgesprungen und es konnte weiter gehen. Leider war Stefan zu schnell oder einfach noch zu hibbelig und gab zu viel Gas beim losfahren, was dazu führte, dass das Vorderrad fast senkrecht in der Luft schwebte. Ein Wheelie! Zum Glück hielt ich mich noch nicht richtig fest, sonst hätte Stefan das Mopet wohl nicht so schnell wieder unter Kontrolle bekommen, hätte ich noch drauf gesessen. Ich rutschte nämlich einfach hinten hinter. Bub machte es, und ich landete auf meinem Arsch. Zum Glück bestehe ich nicht nur aus Knochen, so dass die Landung relativ weich war. Ich prellte mir weder die Wirbelsäule noch brach ich mir das Steißbein. Ich landete also genau so wie ich auf dem Roller saß auf dem Boden. Die Beine und Arme in die Luft gestreckt, lag ich da wie ein Maikäfer auf dem Buckel. Regungslos. Erst als Stefan mich ansprach konnte ich mich wieder bewegen und raffte was gerade passiert war. Wow! Noch so ne geile Aktion. Wenn das so weiter geht, sollte ich mich bei „Alarm für Cobra 11“ bewerben. Ich hielt gar nichts mehr aus, war jetzt noch mehr aufgedreht und lachte und laberte nur noch. Ich glaube ich redete nur wirres Zeug. Stefan vergewisserte sich, dass mir nichts passiert war und dann fuhren wir los. Ohne Wheelie und ohne dritte Baustelle. Ich war schon etwas stolz auf Stefan und mich und freute mich wie ein kleines Kind über diesen legendären Jump. Wir kamen irgendwann dann doch lebend beim Rollerverleih an. Die Tante dort wollte uns aber die 200P für den kaputten Schlauch nicht mehr zurück geben und wir beschlossen nicht weiter rum zu diskutieren, da wir den Roller heute wirklich bis aufs Äußerste beansprucht hatten ohne ihm einen Kratzer zuzufügen. Was war das denn bitte für eine Aktion? Wie viel Schutzengel waren denn da gerade anwesend? Beim Weg zurück ins Hotel wurde mir langsam klar wie viel Glück wir gerade hatten. Ich kann es immer noch nicht fassen, bin immer noch total aufgedreht und labere vor mich hin. Genau wie Stefan. Wir legten uns also erst einmal ins Bett und versuchten etwas runter zu kommen. Gelang nur mäßig. Irgendwann trieb uns der Hunger aber aus dem Zimmer und wir machten uns auf in ein Lokal am Strand. Schnell merkte ich, dass auch Stefan der Strand bei Nacht nicht gefällt. Die ganzen Restaurants hatten sich vergrößert, und die Tische standen fast im Meer. Überall Tourigruppen und Kinder die sangen oder eine Feuershow abhielten. Widerlich, solche Kinderarbeit. Und hintendran stand der Papi, der den Kleinen Anweisungen erteilte...Wir wollten, immer noch etwas unter Schock, ein Erholungs-Weizen trinken (sind ja wieder in einer Tourigegend, wo es Weizenbier gibt), aber es gab nur das teurere. Das Käse-fondue war uns auch zu teuer (aus welchem Käse soll das eigentlich gemacht sein?) und wir bestellten uns schließlich eine Pizza. Stefan bekam eine Diavolo. Mit kleinen, scharfen Peperoni. Die brachten ihn aber ganz schön ins Schwitzen und er bekam fast schon Schluckauf. Ich wollte unbedingt wissen wie so eine Peperoni schmeckt, nicht wie scharf sie ist, sondern einfach nur den Geschmack kennen. Deshalb pulte Stefan die scharfen Kerne raus und ich hielt kurz die Zungenspitze an das kleine, grüne Teil. Es brannte und kribbelte. Schmeckte irgendwie nach ner normalen Peperoni nur dass ich eben schon bei dieser kleinsten Berührung eine Taube Zunge verspürte. Und mich natürlich über das taube Gefühl freute. Auf dem Weg zurück ins Hotel, kauften wir uns noch ein Eis und ich beobachtete Kinder. Ein kleiner Junge pinkelte ganz stolz in einen kleinen Vorgarten und ein Mädchen gab im währenddessen einen Schubs, so dass der Junge in den Blumentopf fiel. Lustige Kinder! Wir aßen das Eis gemütlich am Strand und gingen dann durch die schmale Gasse hoch ins Hotel. Nun aber musste unbedingt eine Dusche her, der ganze Smog auf der Haut konnte man schon mit den Fingernägel abkratzen. Danach fiel ich ins Bett und war tot. Stefan schrieb scheinbar noch Blog, schlief dabei dann aber auch ein. Gegen 1:30Uhr wurde er wohl nochmal wach und konnte nicht mehr einschlafen. Mein Körper verarbeitet Ereignisse wie diese wohl auf einen sehr lustige Art und Weiße. Ich muss wohl im Schlaf ganz viel geredet haben. Zum Glück war Stefan wach ud hat die meisten Labereien mitgeschrieben, sonst hätte ich wohl nie erfahren, was ich so schwafele, wenn ich irgendwo zwischen Tiefschlaf und Wachsein schwebe. Hier also mein Traumgelaber:
  • Tina: „Nirvada, das ist doch eine Wüste in der USA oder?“
    Stefan: „Ja...“
    Tina: „Dann sind wir hier nicht. In der Wüste gibt es kein Internet.“
  • Tina: „Wie war das Wort nochmal?“
    Stefan: „Welches Wort?“
    Tina: „Ich hab das Wort vergessen. Irgendwas mit Bohol..... Da ist ein Ameisenloch. Aber Bohol ist doch eine Insel?!“
  • Ich heb den Kopf hoch, guck unters Bett und sage: „Wieso ist da Wasser unterm Bett?“, dann werde ich wach und merke, dass ich auf's Klo muss.

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