Dienstag, 22. November 2011

Tag 69 - Dumaguete und Dj Ötzi


Wir beschlossen am Abend zuvor, dass wir die Nachmittagsfähre nach Dumaguete nehmen und somit ausschlafen können. Trotzdem müssen wir spätestens um 12 aus unserm Zimmer raus, was aber kein Problem darstellt, da wir ja sowieso früh wach wurden. Ich muss unbedingt rausfinden, was „Aus!“ auf Philippinisch heißt, damit ich kläffende Köter, die morgens um 7Uhr anfangen für geschlagene zwei Stunden zu bellen, ruhigstellen kann. Wir frühstückten im gleichen Restaurant wie gestern Abend und ich ärgerte mich fast zu Tode, als ich für ein zweites Päckchen Zucker 10P. zahlen musste. Wie unverschämt... Zurück im Hotel, war es dann Stefan, der sich ärgerte, weil sein Download bei 80% abgebrochen hatte. Ach ja, meine facebook und Internetsucht ist so ziemlich auf dem selben Level wie Stefans Filme-runterladen-Wahn. Wir hatten ja Wlan auf dem Zimmer und einen echt guten Empfang, so dass wir in den 6 Tagen hier, ne halbe Videothek nun aufmachen können. Kaum öffnete Stefan morgens die Augen, schon war mein Pc an und ein Film wurde runtergeladen. Wenn ich dann auch mal dran durfte um Blog zu schreiben oder zu suchten, hieß es alle paar Minuten: „Was macht der Download?“ „Gut.“ „Wie, gut? Zeig mach, mach mal auf!“ Ohaaa. Jaja so hat jeder eben seine Macken ;) Wir gammelten dann noch ein bisschen im Hotel rum, ich in der Hängematte, weil ich sauer war, weil Stefan mir nicht zutraute den günstigsten Flug von den Philippinen weg zu finden. Und da das Internet seit den 80% immer noch nicht funktionierte gingen wir in ein Restaurant am Strand, aßen ne Kleinigkeit und ich konnte mein Flugplan fertig stellen und jetzt auch endlich auf die Fragen von Stefan eingehen. Trotzdem war er noch genervt, weil er lieber alles selbst planen würde aber auch keinen Bock hatte zum planen. Der Typ ist ja noch schlimmer als ich? An meine daheim gebliebene Familie: ich weiß jetzt wie ihr euch manchmal fühlt wenn ich euch in den Boden diskutiere...
Mit einem Tricyclette fuhren wir dann irgendwann nach Taglibaran zum Hafen. Dort war ich zum ersten mal froh als ich einen Sonnenbrillenverkäufer sah. Meine Sonnenbrille ist nämlich schon seit Kota Kinabalu zweigeteilt. Meinem Mondgesicht steht aber keine andere Brille als die eckige von Ray Ben. Oder Rey Ban. Oder Ray Bar. Aber die hab ich bis jetzt immer nur in schweinchenrosa oder knallgelb gesehen. Jetzt hatte dieser Typ sie aber in braun und ich schlug sofort zu. Verhandlungen brachten nix und ich zahlte 1,50€ für meine neue Ray Bar.
Am Ticketschalter bekommen wir Studentenrabatt und müssen dann wieder Terminalgebühr und Gepäckgebühr zahlen. Diese Abzocker. Unsere Taschen wurden durchleuchtet und ich abgetastet. Ich frage mich echt, warum ich noch niemals aufgefordert wurde mein Taschenmesser oder mein Pfeffersray zu zeigen, Stefan aber mal seinen Massagestock raus holen musste.
Im Terminal setzten wir uns in eine Ecke, ich schrieb Blog und Stefan entdeckte einen Stand der 0,5cm dicken Käsekuchen verkaufte. Wir schieben uns ein Stückchen in den Mund... kauen... schlucken... gucken uns an und zucken beide gleichzeitig mit den Schultern. Mit viel Spucke und etwas Fantasie schmeckt es nach einem leckeren Käsekuchen mit Mandarinen obendrauf. Aber wie gesagt, man muss Fantasie dazu besitzen.
Auf der Fähre bekommen wir einen Platz, der nicht in unmittelbarer Nähe einer Klimaanlage ist und sind auch so etwas verwundert über die angenehmen Temperatur an Bord. Es ist kein Winter! Während der Fahrt läuft Hangover 1 und ich lache mich über den nackten Chinesen kaputt. Mein Lieblingszitat von diesem Typ ist ja bekannt :) Tüdelüüü....
Wir kamen in Dumaguete an und wundern uns wo die ganzen Menschenhändler waren. Keiner stürzte sich auf uns. Wir mussten fast schon selbst zu einem Tricyclettefahrer hingehen. Der Fahrer war ein ganz netter, der uns zeigte wo heute Abend noch der Bär steppen würde. Er wollte uns aber auch gleich zu einem teuren Bunker bringen, da angeblich jedes 4€Hotel ausgebucht sei. Angeblich. So war es aber in der Tat. Scheinbar war hier bald wirklich so ein Fest und wir nahmen also wirklich ein schweineteures Hotelzimmer mit 3 Doppelbetten, einer Schlafcouch und einer Nasszelle für jeden von uns. Zum Glück war das Frühstückt inclusive. Während ich mir das Zimmer anschaute und vergeblich mit dem Rezeptionisten versuchte zu verhandeln, er aber kein Erbarmen für unsere Lage zeigen wollte, unterhielt sich Stefan mit dem Kutscher und erfuhr die durchschnittlichen Preise für Transportmittel in dieser Stadt. Im Zimmer schrieb ich erstmal Blog, denn ich hatte einige Tage nachzuholen. Vor allem, wollte ich endlich mit dem Motorradtag fertig werden. Ich war nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis, was ich veröffentlichte, aber zum Glück war nun dieser ereignisreiche Tag mal notiert. Stefan schaute „Drachenzähmen leichtgemacht“ und eigentlich wollten wir ja noch weggehen. Aber wir waren beide echt ziemlich unmotivirt. Ich wusste nicht was ich anziehen sollte, hatte kein Bock zu duschen und beschloss mich ins Bett zu legen. Nach 3min riss mir aber jemand die Decke weg, sprang auf dem Bett herum, wie wenn er total auf Drogen wäre, machte Partymucke an und sperrte mich in meiner Nasszelle ein. Na toll. Ich war motiviert. Und wie. Meine Laune stieg nach 2 Malibu-Orange noch mehr und ich war wild entschlossen heute Nacht die Weltherrschaft an mich zu reisen. 

Draußen auf der Straße sehen wir weit und breit kein Tricyclette und auch sonst kein Transportmittel. In einiger Entfernung sah ich aber ein Roller näher kommen. Aus Spaß strecke ich den Daumen raus und der Typ hält sogar an. Für 20P fuhr er uns dann, natürlich ganz Filippino-like mit der Jacke vorne (wie so ne Klapsenjacke, aber alle haben hier die Jacke falschrum auf dem Roller an...), in die Why not? Bar. Um 1Uhr nachts kamen wir dort an. Was haben wir denn so lange bitte gemacht, denn die Rollerfahrt dauerte gerade mal 5 min? Am Eingang entdeckte Stefan unsern Kutscher, ich hab ihn natürlich nicht erkannt und lief einfach weiter. Wir zahlten 100P p.P und erhielten dafür 2 Freigetränke. Die Hütte war ziemlich leer, nur ein paar seltsame Touris die mit den Filis Discofox tanzen wollten, was ziemlich bescheuert aussah, waren auf der Tanzfläche. Es war ja auch Mittwoch Abend und 1Uhr... Uns verschlug es an die nächst beste Bar wo wir gleich 2 Caipis für je 90P bestellten und somit den Eintritt ja schon fast wieder raus hatten. Wir hatten kaum bestellt, wurde ich von einer Fili angequatscht wie hübsch ich doch sei und ob wir nicht tanzen wollen. Kam mir ganz gelegen, denn zum tanzen und Spaß haben war ich ja hier. Und Da ich eh keinen Bock hatte von diesen schleimigen Halbglatzentouris angetanzt zu werden, ging ich kurzerhand mit der Fili mit. Es dauerte nicht lange schon gesellten sich zwei weitere hübsche Filis in meine Tanzrunde. Übrigens, die Tanzfläche war ringsum verkleidet mit Spiegeln, so dass ich jedes mal, wenn ich in einen der 50 Spiegel sah, daran erinnert wurde, wie dünn doch Asiatinnen sind und was für ein gebärfreudiges Becken ich doch habe... Dieser Gedanke musste gleich mit Alkohol ertränkt werden. Ich schlich mich also zurück zu Stefan an die Bar, schlürfte meinen Caipi in verhältnismäßig kurzer Zeit weg und hüpfte zurück auf die Tanzfläche. Gleich drauf kam dann auch Stefan, den ich mit Folgendem begrüßte: „Hier du hast freie Auswahl. Welche möchtest du? Ich geb eine ab.“ Natürlich suchte er sich die hübsche Nora aus, denen Kleidchen ich doch noch irgendwie abstecken wollte. Aber wahrscheinlich hätte ich eh nicht reingepasst. Ich hüpfte vergnügt rum, Stefan tanzte vergnügt mit Nora, als plötzlich eine bekannte Melodie in meine Ohren schoss. Ich dachte zuerst: „Mama, de Alf ruft an!“ aber das Handy meiner Mutter liegt meilenweit entfernt also musste es wirklich Dj Ötzis „Ein Stern“ sein, der da in einer philippinischen Disco lief. Ich traute meinen Ohren kaum. Das selbe muss wohl auch Stefan gedacht haben, denn wir rissen uns von unsern Fili-Fans los, hüpften aufeinander zu und schrien „einen Stern, der deinen Namen trägt...“ Oh mein Gott, wie legendär lustig! Zur Krönung lief danach noch „Joana“. Ich hielt gar nix mehr aus. Vor allem, als die ganzen Asiaten versuchten „... du geile Sau...“ mitzusingen. Nach diesen zwei Hits war ich so verschwitzt, dass ich echt froh war, als wir eine kurze Tanzpause einlegten und Nora uns zu einer Klimaanlage führte. Wir erfuhren, dass Nora 23 Jahre ist und eine zweijährige Tochter hat. Trotzdem hüpft sie hier wie wild rum und macht sich an jeden ran, der eine weiße Hautfarbe besitzt. Stefan und ich fanden das ziemlich... niveaulos und suchten uns andere Filis. Zum Schluss tanzte ich mit einer, deren Haare ich am liebsten abgeschnitten und mir angeklebt hätte. Sie war 20 Jahre und mit ihrem deutschen Ehemann hier. Auf meine Frage, wie alt ihr Ehemann denn sei, blieb mir fast die Spucke weg. 68Jahre. WAS? Oh mein Gott! Ich wollte schon sagen, dass sie ihrem Mann folgendes von mir ausrichten soll: „Menschenhändler und Kinderflicker“ und mich dann schleunigst aus dem Staub machen wollte. Das lies ich dann aber doch besser bleiben. Irgendwann saß ich dann an der Bar und beobachtete wie Nora immer noch Stefan nachlief wie eine läufige Hündin. Der entdeckte mich und ich erkannte den Blick, den normalerweise nur Mädchen drauf haben, wenn sie von irgendwelchen schleimigen Typen angebaggert werden. Der Blick sagte so viel wie: „Hol mich da raus!“ Ich lag mit meiner Blickedeutung richtig, denn er fragte mich, ob wir denn jetzt mal gehen wollen. Unser Kutscher wartete immer noch am Discoeingang. Ich erkannte ihn immer noch nicht. Erst im Tricyclette sagte ich ganz stolz zu Stefan: „Sag mal, das ist doch der Kutscher mit dem wir vorhin schon mal gefahren sind!“ Nach dem „Ja, das hab ich dir doch schon 3 mal gesagt.“ war ich dann nicht mehr so stolz auf meine Erkenntnis. Im Zimmer unterhielten wir uns dann noch über die Filis und Stefan will wissen, welche ich denn am hübschesten fand. Meine Antwort: „Die Dunkelhaarige!“ Ach nee, zum Glück gabs in der Disco nur eine Dunkelhaarige. :)

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