Samstag, 26. November 2011

Tag 78 - Boracay und der Motzkoffer



Heute morgen frühstückten wir im Hotel nebenan, da unser Hotel nur einen kleinen Straßenimbiss besitzt. Da fing die Tragödie schon an. Stefan war irgendwie mit dem falschen Fuß aufgestanden und freute sich nur mäßig über das frische Brot, wo ich sogar Körner drin entdeckte. Danach gings direkt zum Strand. Ich freute mich über den weißen Strand, das türkisblaue Wasser und die Menschen. Wenigstens gab's hier Menschen. Nicht so wie am toten Sugar Beach. Aber Stefan wollte zuerst mal in die Post. Leider war es wieder einmal eine Private Post, wo man für jede Karte noch ne Extragebühr zahlen musste. Die Abzocker. Glücklicherweise soll es aber am Ende des 3km langen Strandes eine öffentliche Post geben. Dahin wollte aber niemand hinwandern, vor allem Stefan nicht und so suchten wir uns eine Liege. Von der wir aber bald verscheucht wurden, da die Liegen ja nur für Hotelgäste wären. Ok. Ich hatte für die nächste Liege also einen Plan. Stefan zickte noch ein wenig weiter rum, dass das Wetter so bescheiden wäre und viel zu viel Menschen unterwegs wären und dass er überhaupt mies gelaunt sei. Dieses Gepiense ignorierte ich einfach und widmete mich meinem Buch. Von dem ich übrigens so gefesselt bin, dass ich es am liebsten an einem Stück durchlesen möchte. Aber auf der andern Seite möchte ich mich noch lange vor dem Schluss drücken, damit die Spannung länger hält. Jedenfalls chillte ich ziemlich hart am Limit, die Sonne kitzelte durch einige dünne Wolken mein Pänslein und ich war rundum zufrieden. Stefan hüpfte nach einiger Zeit ins Meer und kam wieder genauso schlecht gelaunt zurück. „Das Wasser ist kalt.“ Juhu, endlich mal ein kaltes Meer, dachte ich mir da nur. Als die Sonne immer stärker anfing zu scheinen, schmierte ich mich mal mit Sonnencreme ein. Der Mensch neben mir nicht. Die Sonne würde ja eh nicht rauskommen, also brauch man ja auch keine Sonnencreme. Wieso kam dann aber eine Hotelangestellte zu uns und bot uns einen Platz unter einem Sonnenschirm an?! Sie fragte dann auch noch, ob wir in diesem Hotel, das wahrscheinlich für normale Backpacker unbezahlbar war, wohnen würden und ich beantwortete ihre Frage mit einem lässigen „Yeah“ und ignorierte sie dann ziemlich eingebildet. Dabei kam ich mir echt mies vor, aber so durften wir unsere neuen Liegen behalten. Einfach so machen, als würde man die lilanen Scheine in der Hosentasche mit sich rumtragen und schon wird man beachtet oder auch nicht mehr belästigt. Stefan nahm es einfach so hin, dass wir nun unter einem Schatten spendenden Sonnenschirm lagen und nicht die einzigen, letzten Sonnenstrahlen, die wahrscheinlich je auf diese Welt treffen würden,voll auskosteten. Ich las noch eine ganze Weile weiter und Stefan motzte noch eine ganze Weile weiter rum. Irgendwann wars mir dann zu bunt und ich musste an Franks Lieblingssatz denken: „Du hast Recht und ich meine Ruhe.“ Also bin ich mit, zurück ins Hotel, um den PC zu holen und den Download fortzusetzen... Leider gibt’s in unserm Hotel kein Wifi, also mussten wir uns ein Restaurant suchen, das mit einem Schild mit der Aufschrift „Free Wifi“ bestückt war. Unterwegs gab noch nen Döner im Fladenbrot to go. Der Soßenfanatiker in mir drin konnte es nicht ertragen, nur einen Streifen Soße auf meinem Fladenbrot zu sehen und so bestellte ich mit extra viel flüssigem Knoblauch. Wir fanden schnell ein geeignetes Lokal, direkt an der Strandpromenade und suchteten. Ich zuerst. Ich war erstaunt, dass ich innerhalb eines Tages schon so viele Teilnehmer meiner Umfrage hatte. Is ja mal genial. Zusätzlich werde ich aber noch eine Nutzenanalyse vornehmen. Wozu hab ich denn ne halbe Ewigkeit im BWL-Unterricht gehockt, wenn ich nix davon gebrauchen kann. Stefan, der BWL-Bachelor hat mich auf diese geniale Idee gebracht. Wohl leider das einzigst Sinnvolle was er heute von sich gegeben hat. Tut mir leid Stefan, aber das is de Wahrheit. Ich war ja gestern zu nix zu gebrauchen ;) Als sich Stefan dann seiner Sucht, dem downloaden, hingab, las ich weiter in meinem Buch und spielte Leitsches. Ein Spiel, das Michelle und ich einst im Blieskastler Freibad erfunden hatten. Vermutlich existiert das Spiel schon über Jahrzehnte hinweg, aber mit Michelle macht es einfach am meisten Spaß. Leitsches bedeutet einfach nur, dass man Menschen beobachtet und sich gegebenenfalls über mysteriöse Gestalten amüsiert. Michelle ist echt gut darin. Sie findet immer eine verdächtige Person und bricht meistens in ein unauffälliges Lachen aus, bevor ich überhaupt registriert habe, aus welcher Himmelsrichtung das Zielobjekt eigentlich kommt. Als die Internetverbindung gegen Nachmittag dann aber weg ist, ist das Leitschesspiel auch vorbei. Denn da ist er wieder. Der Motzkoffer in Person. Und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht mich. Wir trotteten also zurück ins Hotel und kauften in dem Touricenter noch Unmengen an Postkarten. Ich fand dann im Hotel gleich ne Beschäftigung. Wem sollte ich alles eine Karte schicken. Das ist immer die schwierigste Frage. Mein kleiner Lieblingsbruder bekommt ja eh von überall eine. Wer auch noch ne Karte von irgend ner Ecker der Welt möchte, soll mir bitte mal seine Adresse geben. Ach ja, Kerstin und Friedel, eure Adresse brauch ich mal noch bitte ;)
Stefan schaute währenddessen irgend ein Film, ich glaub sowas wie „Shanghai Knight“. Jedenfalls völlig uninteressant, wenn ihr mich fragt. Danach machte ich mich fertig, das heißt ich duschte und schlüpfte wieder in meinen geliebten Strampelanzug. Stefan war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von dem Dämon befallen, also konnte er mich ermutigen doch noch mit vor die Hütte zu gehen. Aber so richtig in Feierlaune waren wir beide nicht. Also liefen wir nur etwas rum, sahen, dass die Stradbars schon einiges an Potential besaßen, aber kein Mensch Anstalten machte sich irgendwie zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Und mit 0,0% Alkohol und eine nur halbwegs guten Stimmung sprang ich auch nicht direkt auf die Tanzfläche um die Weltherrschaft an mich zu reißen. Als wir keinen Laden fanden, der uns zusagte, hatten wir beide gleichzeitig die Idee. Wie wärs mit einem Döner und nem Shake und dann zurück ins Hotel? Da Stefan aber lieber ne Cola bevorzugte, verschlug es uns in ein kleines Lädchen, wo ich dann auch noch ein paar Souveniers besorgte. Wie z.B. flüssiges Deo in Einmal-Probepäckchen. Jetzt sitzen wir wieder im Hotel, mir tut mein Gesäß weh, weil ich schon so lange drauf sitze und Stefan ist angegockt. Wo? Am Fernseher natürlich. Was läuft? Irgendwas mit Bruce Willis natürlich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen