Sonntag, 27. November 2011

Tag 79 - der Absturz



Oh mein Gott, brummt mir der Schädel. Aber ich werde mich nun zwingen, die gestrigen Erlebnisse aufzuschreiben. Da ich ja selbsternannter Weltmeister im Verdrängen bin, würden andernfalls meine Enkelkinder niemals erfahren, wie legendär dieser Abend war...
Wir liefen heute morgen die halbe Strandpromenade ab, auf der Suche nach einem Frühstücksangebot und um dann doch wieder in dem leeren Lokal neben unserm Hotel zu landen. Trotz des Marschs war Stefan super gelaunt, da sein Päckchen mit mehr nicht vom Zoll eingezogen wurde. Wäre ja auch echt schade um den Inhalt gewesen ;) Danach blieb Stefan noch ein bisschen im Restaurant um zu suchten. Ich suchte mir in der Zeit ein schönes schattiges Plätzchen am Strand. Natürlich bevorzugte ich die Liegen, die man ja nur als Hotelgast der Schickimicki-Hotels benutzen darf. Ich lag also gemütlich rum, las Buch und hörte das Meeresrauschen. Als mich ein Mensch in meiner Ruhe störte. Es war ein Aufpasser des niedrigsten Ranges. Er meinte ich ob ich hier zum Hotel gehören würde und wie doch meine Zimmernummer sei. Ich hab ihm erklärt, dass ich nicht die Intelligenz persönlich bin und mir daher keine Zimmernummer merken kann und dass Stefan, den ich Mr. Müller nannte, ja noch auf dem Zimmer sei und ich so auch nicht nachsehen kann, welche Zimmernummer ich habe. Das genügte ihm fürs Erste. Nach einer Weile kam er aber schon wieder. Wieso ich denn kein grün gestreiftes Handdtuch hätte. Weil es dreckig ist?! Er meinte dann etwas wie, dass die Hotelleitung sehr streng sei bla bla blub. Ich wllte mir nicht die Blöße geben und sagen, oh hab ich mich da etwa im Hotel geirrt? Also musste ich dieses Spielchen weiter führen. Ich baute mich also in einer sehr arroganten Haltung auf meiner Liege auf, zog die Sonnenbrille aus und meinte, dass ich nun schon 3 Tage hier im Hotel bin und wenn er es immer noch nicht auf die Reihe bekommt, seine eigenen Gäste zu erkennen, hab ich kein Problem damit meine Sachen aus dem Zimmer zu holen und mir ein anderes Hotel zu suchen. Das hab ich wohl etwas lauter als gewünscht gesagt, denn einige Chinesen beobachteten das Schauspiel schon. Dem Aufpasser war es wohl ziemlich peinlich, eine zahlende Hotelkundin so belästigt zu haben, also entschuldigte er sich kleinlaut und verkrümelte sich. Geschockt von dieser Aktion musste ich die Seite meines Buches gleich zwei mal lesen. Ich wusste gar nicht, dass ich so ein toller Lügner bin und schauspielerisches Talent besitze. Dann war das Hühnerverscheuchen ja doch nicht umsonst ?! Trotzdem fühlte ich mich aber die ganze Zeit beobachtete und als sich Mr. Müller alias Stefan dann näherte, zischte ich ihm nur zu, dass er sich nicht setzen soll. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und wir spazierten lässig am Strand entlang. Es hätte ja sein können, dass der Mensch nun unsere Zimmernummer und den dazugehörigen Schlüssel sehen wollte. Wir legten uns nun unter eine Palme, schauten aber vorher, dass wir nicht in der Falllinie einer Kokosnuss lagen. Stefan schwärmte davon, dass dieser Strand einem perfekten Strand schon ziemlich nahe kommen würde. Hab ich das nicht schon gestern gewusst?! Als ich nicht mehr liegen konnte und im Meer schon etwas geplanscht hatte, spazierte ich die Promenade entlang um noch einige Postkarten zu kaufen. Dabei stieß ich auf ein lang ersehntes Geschäft. Ich hatte schon fast die Hoffung aufgegeben, irgendwo noch günstige Sarongs usw zu finden. In diesem Laden, der Ewig weit nach hinten ging, nicht breiter als 4m war und von vorne aussah, als wäre die Rückwand irgendwie verspiegelt, gab es alles was das Shoppingherz begehrt. Ich probierte gleich eine Badeshorts an, verfiel kurz drauf aber in heftige Depressionen. M: konnte ich gerade mal bis zu den Knien hochziehen. L: mein Hintern wollte einfach nicht reinpassen. XL: Hinten verstaut, Rettungsringe aber nicht. Hallo??? Bin ich sooo übergewichtig, dass mir XL nicht mal passt? Geschockt und mit eingezogenem Bauch verließ ich also das Shoppingsträßchen. In einem „richtigen“ Geschäft, wo auch original BillaBong Hosen verkauft wurden, probierte ich zum letzten mal eine kurze Badehose an. Zu meiner Überraschung? M bzw. 36. war sogar zu groß. Glücksgefühle strömten durch meinen Körper als ich die 34er anprobierte und sie mir wie angegossen passte. Beim ausziehen schielte ich klammheimlich auf den Preis und musste erst einmal schlucken. Das dreifache sollte ich hier hinblättern. Es war wie immer. Ob ich nun Jeans kaufe oder eben Badeshorts. Mein Körper ist so unförmig, dass mir einfach nur die teuren Markensachen passen... Der Sparfuchs in mir protestierte gegen diese Abzockerpreise und ich lies die Hose im Geschäft zurück und kaufte dafür 7 weitere Postkarten. Als ich mein Erlebnis Stefan berichtete, meinte der, dass die XL-Hose an einem Filikörper gemessen wurde. Aha, das erklärt einiges. Die Filiaärsche sind nämlich so winzig, wie der, einer dünnen Zehnjährigen. Wir trabten irgendwann zurück, vernaschten unterwegs noch ein Fladenbrotdöner und und machten uns über die Massageleute lustig, die einem ständig „Sir, Maaaam, Massaaaaaaaage“ nachrufen. Im Zimmer schauten wir dann noch Karate Kid. Bzw. wir versuchten es. Ich schlief nämlich nach 20min ein. Und als ich aufwachte, war es schon Zeit sich langsam fürs Abendessen zu richten. Wir hatten nämlich beschlossen uns für 225P am all you can eat Buffet den Bauch vollzuhauen. Die Buffetplanung war so konzepiert, (wie im Tropical Island), dass man sich eine Schüssel mit allem Möglichem vollmacht, und dann zum braten abgibt. Ich hab mir mehrere Male ein Pat Thai gebastelt, was aber an ein orginal thailändisches 80cent-Pat Thai nicht rankommt. Nach dem Essen gings zurück zum Hotel, da auf den Straßen eh noch nichts los war. Wir wollten den restlichen Malibu nicht einfach sinnlos in uns hinein kippen also musste ein Trinkspiel her. Mäxchen war genau das richtige dafür. Meine Stimmung war ohne hin schon ziemlich gut, so dass ich auch ohne Malibu-Mango im Zimmer rumgetanzt hätte. Als es dann los ging, musste ich mich echt beherrschen nicht ständig MaaaamSiiiiirrrr zu rufen. Die verstehen das ja ;) und vermutlich würden die sich dann etwas seltsam fühlen. Vielleicht sogar auch verarscht vorkommen. Es waren zwar wieder Menschen unterwegs, jedoch tanzte niemand und wir entdeckten auch keine richtige Dicso. Aus einem oberen Stockwerk dröhnte aber Musik runter und da ein Türsteher einige Typen nicht reinlassen wollte, rückte ich mein Dekolleté zurecht worauf hin wir auch gleich durchgewunken wurden. Die Bar war eher leer als überfüllt. Es gab eine Tanzstange, an der aber komischer Weise ein kleiner Mini-Philippino tanzte und um ihn herum 8 andere philippinische Kerle. Sollte das etwa ein Homoclub sein? Außer 2 ausländischen Mädels und mir, war nämlich nichts weibliches zu sehen. Aber egal, die Musik war gut, ich organisierte 2 Getränke zum Happy Hour Preis obwohl diese schon längst vorbei war und kippte den viel zu starken Caipi, der ohne Strohhalm serviert wurde in recht kurzer Zeit weg. Gleich drauf fand ich mich auch schon neben dem Typ an der Tanzstange. Aber wieso haute der nicht ab und überließ die Stange mir? Er wollte einfach nicht verschwinden. Gut, dann wird das Podest eben geteilt. Ich tanzte und fühlte mich gut bis ich bemerkte, dass eine Kamera auf Filmmodus in Stefans Hand auf mich gerichtet war. Wenn ich etwas noch weniger mag, als mich auf Videos selbst reden zu hören, ist, mich selbst dabei zu sehen wie ich mich in aller Öffentlichkeit zum Affen mache. Aber egal. Vielleicht brauche ich das Video ja irgendwann um mich als Gogo-Idiotin zu bewerben ;) Da es keine gescheiten Mädels für Stefan gab, verließen wir bald den Club und zogen lachend weiter. Bis dann irgendwann 2 Asiatinnen, vielleicht sogar hübsche Chinesinnen vor uns liefen. Ich verfiel dem „Dennis B.-Stippel-Wahn“ und wollte unbedingt, dass Stefan die beiden ansprach. Tat er aber nicht. Stattdessen schubste er mich in die Lücke zwischen den beiden. Na toll. Was sagt man in so einer Situation? Richtig. Kennen Sie Ted? Und zwar auf Deutsch. Die beiden verstanden nur Bahnhof und ich wiederholte meine Frage auf Englisch, änderte sie aber ein wenig ab. „Do you know Stefan? This is Stefan.“ und schwubst wollte ich abhauen. Wie der legendäre Barney. Mein Lachanfall versaute aber die Aktion. Macht nix, etwas weiter vorne liefen ja noch weitere potentielle Opfer. Diesmal hatten wir Glück. Die Mädels kannten uns sogar schon. Es waren die MamSir-Massage-Fräuleins. Egal, Hauptsache Einheimische auf dem Weg zu ner Disco. Wir begleiteten sie also und unterhielten uns mit ihnen. Kurz drauf stießen noch 2 andere dazu, ihre Cousinnen, auch Massörinnen ;) vom gleichen Familienunternehmen. Die hatten ein seltsamer Amerikaner dabei. Ich dachte zuerst er wäre mit einer verheiratet, wie sich aber rausstellte, war es nur ihr letzter Massagekunde.

Am Club angekommen, streckte ich erst einmal den Kopf zur Tür rein um zu checken ob es sich überhaupt lohnt die 100P Eintritt zu zahlen. Jap, und wie es sich lohnte. Und ein Freigetränk gabs auch gleich dazu. Ein riesen Becher voll Wodka-O. Die Musik war gut, wir tanzten mal wieder barfüßig, Stefan auch und jeder hatte ne Menge Spaß. Bis ich dann irgendwann auf die glorreiche Idee kam, auf die Boxen zu klettern. Da kommt man nur drauf, wenn der DJ einem die Tür öffnet um auf das Pult und dann die Boxen zu klettern. Meine Hautfarbe hat mir dabei sicherlich mal wieder geholfen. Ich stand also auf den über 2m hohen Boxen und war der Mittelpunkt des Ladens. Oder zumindest von den 20 Menschen, die unter mir standen und zu mir hoch schielten. Ich weiß nicht genau wie es passierte und wie viel Alkohol sich zu diesem Zeitpunkt schon in meinem Körper befunden hatte, aber plötzlich kippte ich um und fiel einfach runter. Ich fiel einfach von den 2m hohen Boxen runter. Und landete mitten in der Menschenmenge. So ein Misst, dacht ich mir nur. Jetzt hatte ich schon mal die Gelegenheit zum Crowdsurfing und keiner fing mich auf. Da lag ich also. Irgendwie schaffte ich es aber doch aufzustehen und so schnell es ging zu flüchten. Es war ja nicht nur so, dass meine Tanzaktion sich ins Gedächnis aller Anwesenden gebrannt hätte, durch diesen Absturz würde mich wohl jeder wieder erkennen. Ich wollte also nur noch Stefan finden und mich dann ganz schnell aus dem Staub machen. Ich fand ihn aber niergendwo. Auch draußen bei den Tricycletfahren nicht. Ohhh Tricycletfahrer. Die sind ja mindestens auf dem selben Level wie kahlköpffige Türsteher. Jeder, der mal mit mir weg war, weiß, dass Türsteher meine Lieblingsopfer sind, wenns darum geht einem ne Story aufzutischen. Ok, Lehrer gehören da auch dazu. Aber ich hatte leider nur das eine mal die Gelegenheit mich in der Schule zu besaufen. Und da hatte ich auch meine Tarnbrille zum Schutz vor peinlich, glasigen Fischaugen dabei. Hier gabs aber keine Türsteher mehr und Lehrer auch nicht. Also mussten die Tricycletfahrer meinem Gelabere lauschen. Ich glaube ich hab sie ziemlich amüsiert. So weit ich mich erinnere wollte ich den Menschenhändlerspieß mal umdrehen. Ich war nun der Menschenhändler und die Fahrer die Kunden. Hahahah, mein krankes Gehirn, was das sich immer zusammen spinnt. Es war ganz lustig, bis irgendwann Stefan auftauchte, der zum Glück meinen peinlichen Absturz nicht mit angesehen hatte (wer weiß wo der sich rumgetrieben hat...) und meinte, dass wir nun gehen, er aber seine Schuhe nicht finden kann. Panisch über diese Nachricht stürmte ich zurück in den Club um meine 90€ Sandalen zu suchen. Gefunden. Danke Gott. Aber ich fand nur ein weißer Flipflop. Ich suchte alles ab, aber Stefans zweiter Schuh war nirgendwo zu finden. Danach hab ich etwas die Kontrolle verloren und war total besessen davon, den zweiten Schuh unbedingt finden zu müssen. Ich laberte jeden voll, ob er einen weißen FlipFlop gesehen hätte. Natürlich nicht. Irgendwie schaffte ich es dann doch, mich von dem Club, dem FlipFlop und den Tricycletfahren zu lösen und latschte mit Stefan heim. Unterwegs hüpfte ich noch kurz mit 3 Kindern ins Meer und kaufte ihnen ne Cola. Wie meine soziale Ader wieder pulsierte...
Vor ein paar Stunden fand ich mich dann, mit einer Raubkatze kämpfend, in meinem Bett wieder. Ohh Gott. Und was waren das für Schmerzen in meinen Beinen? Ich suchte alles auf blaue Flecken ab. Aber Außer ein paar Kratzer konnte ich nichts entdecken. Dann kam die Erinnerung wieder. Ohhhh neiiiiiin. Ich schleppte mich unter die Dusche, wimmerte, weil das Wasser so kalt war und ich mich kaum auf den Beinen halten konnte und wollte eigentlich schon mit der „Mission Verdrängung“ anfangen. Ich beschloss aber, diese Aktion der Welt mitzuteilen, damit mich vielleicht bald der Produzent von „Alarm für Cobra 11“ anruft, um mich als Stuntfrau unter Vertrag zu setzen.
Wenn ich es mir jetzt so überlege, hab ich schon ziemliches Glück gehabt, dass ich mir nicht die Beine gebrochen hab. Sonst mach ich mir ja schon in die Hose, wenn ich aus einer 50cm Erhöhung runter hüpfen soll... Ich vermute, dass es wirklich so etwas wie ein mütterlicher Schutzengel gibt, der mich auf meiner Reise verfolgt....
(oder die These stimmt, dass sich Besoffene nicht weh tun)

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