Freitag, 25. November 2011

Tag: hab ich vergessen - Tinas Hirn auf Autopilot


Ich bin ja mit meinen Tagesberichten schon seit einer halben Ewigkeit kontinuierlich 4-5 Tage hinten dran. Deshalb hab ich beschlossen, einfach die paar Tage zu überspringen und das Tagesgeschehen von heute zu berichten. Zum Glück ist Stefan ja nicht so schlampig mit den Tagesberichten und mit ein bisschen Glück könnt ihr auf seiner Homepage (www.Stefan163.blog.de) nachlesen, was wir in Bacolod usw gemacht haben. Eigentlich nix, deshalb hab ich auch kein schlechtes Gewissen einfach die paar Tage wegzulassen.
Jedenfalls klingelte heute morgen um 4:30Uhr der Wecker. Noch total müde und verpennt, trank ich am Eingangsbereich des Hotels erst einmal eine heiße Tasse von dem Haferflockenzeug. Stefan war irgendwie wach oder sogar fit. Ich denke mein Gehirn hat sich auf Grund dieser Tatsache dann auf Autopilot geschaltet. Ich folgte dem Mensch mit dem großen roten Rucksack einfach nur und war froh, als er mich heil auf die richtige Fähre gebracht hatte.Dort wurde es aber auch nicht besser mit meiner Verfassung. Das Boot schwankte gewaltig und es wurden schon Tütchen verteilt, in die man sich übergeben konnte, wenn man nicht ohnehin an der Reling saß und einfach nur den Mageninhalt ins Meer leeren konnte. Ich überlebte diese Fahr, indem ich einfach das tat, was ich schon als kleines Kind im Auto nach Kroatien tat, wenn mir richtig schlecht wurde. Ich hab geschlafen. Wir kamen in Iloilo an, von wo aus wir mit dem Bus weiter mussten. Ich weiß ja, dass ich die Menschenhändler vor allem an Häfen und Busbahnhöfen auf einen stürzen, aber sowas wie hier, hab ich auch noch nicht erlebt. Oder es lag einfach nur daran, dass mein Gehirn nur auf Minimum gestellt war. Wir kamen also von der Fähre runter, liefen den eingezäunten Weg entlang und ich dachte nur: „Bin ich hier im Zoo?“. An dem Maschendrahtzaun dränge sich ein Menschenhändler an den anderen. Sie hielten ihre Finger durch die kleinen Lücken im Zaun und schiene alle in einer Tonlage wie der Papst auf Ecstasy „Boracay Boracay Boracay“. Ohne Punkt und Komma. Verwirrt blieb ich einen Moment stehen um mir die Menschanaffen im Freilichtgehege anzusehen. Ein Fehler. „Hey Mam Boracay Boracay Boracay“. Ich suchte schleunigst nach dem roten Rucksack hinter dem ich mich verstecken konnte und der uns irgendwie durch die Affenmenge hindurch lotste. Ganz am Ende des Hafens kamen nur noch vereinzelt Menschenhändler auf uns zu und nun war ich auch wieder in der Lage, sie selbst abzuwimmeln. Einer war aber besonders clever, so dass ich seinen Spruch noch auf der ganzen Weiterreise dauernd wie ein Papagei vor mich hin plapperte. Er kam auf Stefan zu und sagte nur: „I give you 150“ Was? Er gibt uns 150? Wofür? Bzw, ja klar. Rück die Kohle mal raus. Wie geil ist das denn bitte. Kommt der einfach so auf uns zu und labert was von wegen er gibt uns 150 ohne zu sagen wofür WIR 150Pesos zahlen sollten. 150P für nach Boracay oder an den Busbahnhöfen oder nach Alschbach? Genial der Typ. Wir liefen aber noch ein Stückchen weiter, weg von den Menschen, die gleich einen Hafenzuschlag draufpacken und fanden ein Taxi, das uns für 120P an den Busbahnhof brachte. Dort konnten wir uns entscheiden, ob wir nun den „schnellen“ klimatisierten Reisebus nehmen oder die R10, die überall anhält, dafür aber etwas günstiger ist. Wir waren uns einig, heute nicht den ganzen Tag im Bus verbringen zu wollen und nahmen den teureren Bus. Für 276P bekam man eine Hubbelfahrt gratis. Irgendwo im Nirgendwo machten wir Pause und ich holte mir Nudeln zum Mitnehmen. Die bekam ich aber nicht wie üblich in einer Plastikbox oder so,sondern in einem Tütchen. Auch gut. Leider halfen die Nudeln, wo Stefan Krabbenfüße drin fand, auch nicht wirklich gegen die Tatsache, dass sich meine Eingeweiden nicht mehr am richtigen Platz befanden. Ich stellte mir schon vor, wie mich so ein wahnsinniger Professor der Länge nach aufschneiden würde und seinen Schülern zeigen würde, dass ich wohl der einzige Mensch war, dessen Magen an der Stelle der rechten Lungenflügen war. Denn genauso fühlte ich mich. Was dagegen half? Schlafen. Während der 5 stündigen Fahrt schlief ich mindestens 3h. Danach fühlte ich mich etwas wohler. Aber der Autopilot war immer noch an. An irgendeinem Terminal kaufte Stefan an insgesamt 3 unterschiedlichen Schaltern Bootstickets und ich traute mich kaum zu fragen, wofür das nun wieder sei. Er hatte es nämlich sicherlich schon vorher erwähnt, aber mein Kopf hatte sich bestimmt geweigert diese Information aufzunehmen. So wie das heute schon den ganzen Tag ging. Ich entschloss mich also wieder mal dem roten Rucksack unauffällig zu folgen und hoffte, dass mich niemand überfallen würde. Denn in meinem Zustand, den ich sogar ohne Valium heraufbeschworen hatte, wäre ich ganz leichte Beute für Piraten gewesen ;) Wir trafen, kurz bevor wir das Boot betraten, einen freundlichen Menschenhändler, der meinte, sein Hotel sei zwar nicht direkt am Strand, aber dafür koste es nur 800P. Klang einleuchtend, sogar für mich. Wir ließen uns also von ihm verschleppen. Teilten uns, auf Boracay angekommen, ein Tricyclette und fuhren zu seinem Hotel. Eigentlich war es ja ganz nett. Aber überall drumherum war Baustelle und Lärm. Und ich wollte nicht für so viel Geld auf einer Baustelle wohnen. Eigentlich war auch abgemacht, dass ich rumlaufen sollte um eine günstige Bleibe zu finden. Wie gesagt, eigentlich. Das war bevor sich mein Gehirn zeitläufig verabschiedet hatte. Ich blieb also in der Baustelle hocken und Stefan machte sich, etwas mürrisch, auf die Suche. Gleich drauf kam er dann auch wieder zurück und meinte, gleich um die Ecke gäbe es ein Zimmer für 600P pro Nacht. Das Zimmer war vollkommen ausreichend. Wir stellten also kurz die Sachen ab, ich hüpfte in meinen Strampelanzug und dann machten wir uns auf den Weg zur Strandpromenade. Ich weiß auch nicht, lag es an meiner verpeilten Art oder war Boracay einfach etwas seltsam. Es paarten sich nämlich die typische ärmliche Gegend der Philippinen mit schicken, teuren Hotels. Von einem Hotelpool aus hatte man freie Sicht auf einen Wellblechzaun, mit Stacheldraht und dahinter eine Müllhalde. Das Wetter spielte auch nicht so ganz mit. Trüb und bewölkt war der Himmel über dem weißen Strand, der voller Touris war. Glücklicher Weise mehr asiatische als europäische Touristen. So genoss ich dennoch das Privileg meiner weißen Hautfarbe. Wir kamen an überteuerten Tapasläden und einer Bäckerei mit echtem Baguette vorbei und kauften uns dann doch ein Döner im Fladenbrot mit dem wir nun zur Hautstraße spazierten. Dort war alles ziemlich versmogt. Es roch nach Abgasen, Straßenständen und Beton von unfertigen Häusern. Mir war ohnehin schon schlecht. Der Döner hatte meine Eingeweide nicht wieder an die richtige Stelle befördert. Irgendwann liefen wir wieder Richtung Hotel, kauften unterwegs noch Wasser, Chips und Mangos ein und ich bekam in dem stickigen Laden einen leichten Anfall. Mein Mund wollte nur noch den einen Satz sagen: „Ich muss hier raus.“ Einen verdatterten Stefan lies ich im Geschäft zurück und setzte mich draußen auf ein Bambusrohr. Ich spürte wie mir der Döner, der wahrscheinlich noch nicht einmal verdaut war in meiner Speiseröhre auf und ab hüpfte. Na toll. Ich saß da ganz schön lange, so kam es mir zumindest vor. Aber als ich dann irgendwann Stefan sah, war der Döner wieder an die Stelle in meinem Bauch gerutscht, an de er eigentlich vor sich hin gammeln sollte. Mir gings etwas besser. Dennoch lies ich mich im Hotel erst einmal aufs Bett fallen, laberte wirres Zeug und schlief dann ein. Gerade wurde ich wach, Stefan schläft noch. Es ist 20Uhr und draußen wütet ein philippinischer Sturm. Es regnet und stürmt unerbittlich. Jetzt muss ich mal überlegen, was wir den Rest des Abends noch machen. Am liebsten würde ich mir jetzt eine Pizza aufs Zimmer bestellen und gar nix mehr tun. Aber dies Aktion würde wahrscheinlich mein Tagesbudget sprengen, also lass ich es und greife mir mein Buch, das ich im Taka Tuka gegen den „Vollidiot“ getauscht habe und lese mal noch ein bisschen. Zumindest so lange bis Stefan wach wird oder ich wieder einschlafe.

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