Mittwoch, 14. Dezember 2011

Tag 96 – Chinatown

Heute morgen haben wir das Frühstück nicht verpennt. Es war aber auch nichts besonderes. Toast mit Erdnussbutter und Marmelade, die nach Hubba-Bubba schmeckte. Gleich drauf machten wir uns auf den Weg. Heute wollten wir uns Chinatown ansehn. Ich hab ja noch nie so ein richtiges Chinesenviertel gesehn. Wird bestimmt interessant. Stefan verschwand nochmal kurz zum Zähneputzen während ich mir schon mal Gedanken machen sollte, wie wir nach Chinatown kommen würde. Ich guckte mir also die Karte an und beschloss, die U-Bahn zu nehmen. Die würde genau mitten in Chinatown halten. Leider vergaß ich aber die Karte einzupacken. Und so trabten wir ohne Karte los. Stefan war nicht ganz so begeistert, aber wir würden das schon schaffen. Ich meine, das Chinesenviertel kann ja wohl nicht zu verfehlen sein. War es aber doch. Wir verirrten uns zuerst in einer chinesischen Fressmeile, wo es halb ausgebrütete Eier und Fischköpfe gab.

Ich kaufte mir ein Fladenbrot mit Spinat-ähnlichem Gemüse gefüllt. Hat ganz gut geschmeckt. Stefan aß ne Portion Nudeln und dann machten wir uns auf die Suche. Nach was wusste ich auch nicht. Wir hatten ja keine Karte dabei. Ein deutscher als Deutsch aussehendes Päärchen mittleren Alters mit Stadtplan in der Hand sollte unser Guide werden. Die wollen bestimmt auch nach Chinatown. Is klar... Wir verfolgten sie also unauffällig und landeten natürlich nicht bei den Chinesen. Sondern zuerst in einer Straße voller Pubs und bunter Fenster.



Wir beschlossen, Chinatown auf eigene Faust zu finden und kapselten uns von den Deutschen ab. Kurz drauf landeten wir in einem Park. Der Park war auf bzw in einem Berg angelegt. Es ging also dauernd auf-und abwärts. Und wir sahen die ganze Stadt. Schon ein seltsames Bild, grüne Pflanzen und im Hintergrund ein Wolkenkratzer nach dem anderen.

Der Park war ohnehin schon fast leer und als dann auch noch 3 Tropfen Regen runter kamen, war von Menschen weit und breit nichts mehr zu sehen. Stattdessen sahen wir aber einen gigantischen Baum mit ganz vielen Lianen. Und da waren sie wieder. Die Kinder! Zuerst spielte Stefan Tarzan und dann ich Jane. Bei mir klappte es aber nicht so ganz und ich schleifte eher unelegant über den Boden.

Stefan hingegen war voll in seinem Element. Ich schoss ein paar Bilder als dann der Menschenaffe auf mich zukam, mit einem irren Grinsen im Gesicht und meinte, ich solle Schmiere stehen. Ohhh nein Stefan, das machst du jetzt nicht wirklich. Hilfe, wir sind hier in Singapur, wo es überall Überwachungskameras gibt und man 1000$ zahlen muss, wenn man im Zug etwas trinkt... Er tat es doch! Schwubsdiewubs waren T-Shirt und Hose verschwunden und Tarzan hing im Lendenshort an der Liane. Ein Bild für die Götter!

Dann machten wir uns ganz schnell aus dem Staub und vergiggelten uns! Was ne legendäre Aktion! Irgendwie kamen wir dann bei einer Post raus, wo es Stadtpläne gab und bemerkten, dass wir die ganze Zeit über in die falsche Richtung gelaufen sind. Ich sags ja, den deutschen Guides kann man nicht trauen :) Noch ne kurze Penner-Pause, vor einer noblen Möbelboutique

und dann erreichten wir irgendwann Chinatown. Sah schon genial aus, so kleine Gassen, verschnörkelte Häuser und die typischen, roten Laternen. Überall kleine Chinageschäfte und Menschen, von denen ich am liebsten ein Portraitfoto hätte. Wir schlenderten also durch die Straßen, schauten uns diesen und jenen Kitsch




in den Geschäften an und entdeckten irgendwann einen chinesischen Tempel. Oder vielleicht auch Buddhisten-Tempel.

Aber ich glaub das ist das gleiche. :) Jedenfalls war ich ja nur in Thailand mal in so nem Tempel, aber den fand ich jetzt nicht so besonders. Hier wurde scheinbar gerade irgendeine Zeremonie abgehalten, also wollten wir uns das mal ansehen. Ich hatte aber nur Top und kurze Hosen an, weshalb ich mich mit Schals vermummen musste um dem Buddah Respekt zu zeigen. Stefan musste seine Schultern verdecken und dann konnten wir eintreten.


Leider übersah ich das Schild „nicht auf den Teppich treten“. In meiner Unwissenheit latschte ich also volle Kanone auf einen 5x6m – Teppich. Die Aufpasserfrau fiel aus allen Wolken, als sie mein Vergehen sah. Ich entschuldigte mich hundert mal und fragte mich, warum man einen so großen Teppich, mitten im Eingangsbereich auslegt, wenn man nicht drauftreten darf?! Im Tempel selbst saßen ein paar Mönche und sangen und beteten. Die Menschen, die außer uns noch da waren, falteten alle ihre Hände und murmelten etwas. Mir war das alles nicht sehr geheuer und so verließen wir auch bald den Tempel wieder.



Danach suchten wir die U-Bahn und fuhren Richtung Hostel.

Noch ein kurzer Stopp im Supermarkt um Tomatensose zu kaufen und dann nix wie heim. Eigentlich wollte ich duschen, aber ich fiel aufs Bett und schlief ein. Hab bestimmt ne gute Stunde durchgepennt. Ich duschte mich schnell, hatte dieses mal sogar rausgefunden, wie man warmes Wasser aus dem Wasserhahn bekommt und schnappte mir dann Spagettis, Tomatensose und Stefan um in der Küche des Hostels ein leckeres Mahl zu kochen. Ich hatte ein paar Schwierigkeiten, den Einplattenkocher zu bedienen, aber nach männlicher Hilfe, stand dann irgendwann ein Topf mit kochendem Wasser und Spagettis drinen auf dem Herd. Als ich die Dose mit einem Ikea-Dosenöffner öffnen wollte, erschrak ich fast zu Tode. Ein mieser Krabbelkäfer krabbelte mir fast über die Hand. Total panisch, aber möglichst unauffällig klingend (denn es waren ja auch noch andere Menschen anwesend) rief ich: „Steeeeeeeefaaaaaaan! Schnell!!!!“ Er beseitigte das Tier, bzw lies es in die Natur, zurück und ich konnte weiter kochen. Die Spagettis waren ziemlich lecker. Ich ergötzte mich mal wieder an diesem selbst zubereiteten Essen. Danach war mein Bau wunderbar gefüllt, meine Schnute mit Tomatensose eingesaut und ein Berg Geschirr stand zum spülen bereit. Im Zimmer zockten wir noch ne Runde Shithead und ich verlor 2:1. Ich denke, ich sollte dieses Spiel nicht mehr spielen. Ich habe nun fast 3 Monate am Stück gewonnen, irgendwann ist aber die Glückssträhne mal zu Ende und bekanntlicher Weise soll man dann aufhören wenns am schönsten ist. Daher passte es mir gerade in den Kram, als ich meine Lieblingsschwester im Chat entdeckte. Wir skypten noch ne Weile und ich lachte mich die ganze Zeit über kaputt. Nicole hat eben so ne Art sogar ein todernstes Gespräch lächerlich darzustellen. Ach was waren das noch für Zeiten, wo wir die News des Tages auf der Toilette ausgetauscht haben. Ich vermisse sie schon, die Alte!

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