Mittwoch, 7. März 2012

6.3.
Heute morgen hab ich mein zweites Frühstück nicht mit Otto dem Opossum eingenommen, sondern einem seltsamen Vogel mit langem Schnabel. Der sah irgendwie aus, wie ein schwarzer, zu klein geratener Storch mit gebogenem Schnabel.
Ja zweites Frühstück. Denn nachdem ich mit Stefan eine Schale Cornflakes um kurz vor 7Uhr frühstücke leg ich mich nochmal ins Bettchen. Was soll ich sonst den ganzen Tag hier tun? Ich langweile mich wirklich schon. Daher hab ich beschlossen, mir jetzt wieder einen Job zu suchen. Aber nix mit Zitronen. Natürlich hatte die Harvest.Hotline mal wieder gerade nix. Ich frag mich, wann die je einen Job vermitteln. Auch im Internet sah es schlecht aus. Daher machte ich mich dran, einen wunderschönen Flyer zu entwerfen, auf dem ich Vandy anpreise. Ich bezweifele zwar immer noch, dass wir das Auto so teuer los bekommen, aber wie mein Opa immer so schön sagt: „Es steht jeden morgen ein Dummer auf.“ Jetzt müssen wir nur beim nächsten Cairnsbesuch die Zettel aufhängen und abwarten... Mir war es immer noch langweilig und ich wollte nicht damit anfangen, den Kühlschrank zu plündern, was ich liebend gern tue, wenns mir langweilig ist. Als schnappte ich mir den Stapel Postkarten und fing an zu schreiben. Nach einer Stunde tut mir dann die Hand weh. Ja ich weiß, ich bin ein Heuler... Zum Glück hatten dann die andern, Dennis Jonas und Sebastian, (die andern Deutschen, die auf ner andern Farm Zitronen picken) gerade Mittagspause. Die haben immer 1,5h Pause und so rentiert es sich für die sogar heim zu kommen und hier zu kochen. Ich hab mich dann ein bisschen mit ihnen unterhalten, so Smaltalkmäßig. Der eine, Sebastian, den mag ich nämlich irgendwie nicht. Ist ein ganz komischer Typ. Sagt nie „Hallo“ und so. Ich widmete mich also wieder meinen Postkarten und schaute dem Schnabel-Storch zu, wie er im hohen Gras nach Insekten pickte. Das muss ja ein richtiges Feinschmeckerbuffet für ihn sein. Es fliegen und krabbeln ja nicht gerade wenig Tierchen hier rum. So um die Nachmittagszeit meldete sich mein getapter Rücken nochmal. Also zog ich mich um und schlenderte ins Schwimmbad. Das war fast menschenleer. Außer an der Nichtschwimmerseite. Da brachte gerade eine Frau in knallgelbem Pullover und Cowboyhut einem kleinen Jungen schwimmen bei. Ich finds ja schon lustig, dass die Australier sich sogar im Wasser vor der Sonne schützen. Hauptsache kein einziger Sonnenstrahl kommt auf die Haut. Man könnte ja Hautkrebs bekommen. Zugegeben, die australische Sonne ist wirklich aggressiv, aber dann geh ich doch nicht mit langärmligem Pulli und Cowboyhut ins Wasser. Ich schwamm also gemütlich meine 10 Bahnen, nach der 3. wäre ich fast abgesoffen. Ich muss unbedingt mich mehr sportlich betätigen. Ich war ja daheim schon kein Sportfreak, aber hier bin ich es noch weniger. Glücklich über meine Leistung, doch nicht abgesoffen zu sein, kletterte ich aus dem Wasser, nahm nicht den Behindertensitz, den ich zu gerne ausprobiert hätte, und ging zurück zum Campingplatz. Dort lümmelte ich noch eine ganze Weile im Schatten eines Baumes rum, las im Lonely Planet USA und war gar nicht begeistert. Wieso kann man eigentlich nur den Lonely Planet Thailand als „Sehr gut“ bezeichen? Und nicht den LP USA und auch nicht den LP Australien? Vielleicht, weil die beiden Länder das Prädikat „Sehr gut“ nicht verdient haben?! Jetzt red ich mir schon wieder ein, dass die USA genauso mies wird wie Australien, ohne dass ich je dort gewesen bin. Ich sollte schleunigst aufhören mit diesen Vorurteilen. Ich las also das ganze Kapitel zu New York und beruhigte mich damit, dass meine Schwester ja mitkommen würde und es allein deshalb schon lustig werden würde. Gegen kurz nach halb 6 kam dann irgendwann Stefan von der Arbeit heim. Ich war schon fleißig am Nudeln mit Tomatensose koche. Es fehlte nur noch der frische Basilikum, den ich auf Dennis' Parkplatz entdeckt hatte. Hier wächst einfach so Basilikum. Da bedien ich mich doch gleich mal. Das Essen war wie immer lecker, zumindest wenn man die Möglichkeiten die man hier hat oder eben nicht hat mit einbezieht. Stefan erzählte mir, dass Bill, einer der Leute beim Pruning (so heißt das Bäume-kürzer-schneiden-damit-neue-Zitronen-wachsen-können) sich einen Ast ins Auge gefeuert hat und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Sowas kann schon ziemlich schnell passieren. Die Bäume haben ja ganz tückische Dornen und schnellen einfach aus dem Hinterhalt mal nach vorne oder zurück. So wie man es eben nicht gebrauchen kann. Ich hab mich ohnehin schon gewundert, dass ich noch keine schlimmere Verletzung hatte, außer ein paar Kratzer. Der Abend verlief des weiteren Ereignislos.Adam, der einzigste Engländer unter uns, lies ab und zu mal so Sprüche los wie: "Another morning, another wasted erection." Da er aber kein reines Oxfordenglisch spricht hab ich das letzte Wort nicht verstanden und wollte wissen was es bedeutet und wieso sich die ganze Meute kaputt lacht. Tja.. sowas nennt sich wohl: typisch Tina :) Irgendwann später kam noch ein Italiener an, den Pascal wohl noch von irgendwoher kannte. Pascal lies ihn dann mal an seiner „Zigarette“ ziehen und der Italiener, scheinbar ein Kenner der Szene, meinte nur: „This is bullshit!“ :) Stefan und ich amüsierten uns noch köstlich über Balous „Leck-mich-am-Arsch-Spritze“ und die „Leck-mich-am-Arsch-Zigaretten“, die es in der Küche zu kaufen gibt.

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