Donnerstag, 1. März 2012

Fruitpicking


Seit dem letzten Eintrag sind wohl einige Tage vergangen und mein Konto ist um einiges schwerer geworden. Aber heute hab ich beschlossen nicht weiter über LOS zu ziehen und keine weitere 200DM einzukassieren. Dazu kam es wie folgt. Zwei Wochen lang hab ich Zitronen gepflückt. Darin war ich dann am Schluss auch ziemlich gut. Denn nach und nach wurden die Asiaten gefeuert und nur Stefan und ich durften auf dem Feld weiter picken. Die Stacheln an den Bäumen und die Hitze machte mir auch nichts mehr aus, so lange man jemanden zum erzählen hat. Zugegeben, an manchen Tagen war es echt nicht leicht durchzuhalten, aber das Geld lachte mir immer wieder zu und lies mich die Zitronenbins füllen. Bitte verzeiht, aber ich hab mich schon so an die Begriffe wie picken, bins oder bags gewöhnt, dass ich sie einfach eingedeutscht habe. (Für meine Nichtenglischsprechende Mutti: picken = pflücken, bin = ähm, kein Plan, sowas wie ein großer Kanister, bag = Tasche, Sack, wo die Zitronen eben rein kommen)
Außerdem haben mich die Farmhunde Blacky, Pepper und Elsa (sie heißt eigentlich Molly, aber ich finde sie sieht eher aus wie ne Elsa) immer wieder aufgemuntert indem sie sie gegenseitig erschreckt haben oder ner kleinen Kröter nachgewetzt sind. Elsa ist übrigens mein Lieblingshund dort. Hätt ich zwar nicht gedacht, denn sie ist ein Pittbull-Mischling. Oder so was. Jedenfalls ne Kreuzung aus Kampfhund und Thailand. Denn sie hat sie verpeilten, gechillten Augen eines thailändischen Hundes. Und sie schielt. Macht aber nix, denn dafür kann Elsa grinsen. Sie ist wirklich total verrückt und liebenswürdig dieses Hundchen. Aber auch das größte Weichei, das hier rum läuft. Hat sogar vor dem kleinen Pepper Angst, wenn er in nem Busch sitzt und Elsa dann vor den wackelnden Blättern davon rennt.
Nach den zwei Picking-Wochen wurde ich aber ins Exil verfrachtet. Ich musste zum packen. Zitronen einpacken ist wirklich eine Strafe. Nicht nur, dass es todlangweilig ist, an so ner drehbaren Tonne zu stehn und Zitronen in eine Box einzupacken sondern auch weil man von der Außenwelt rein gar nix mitbekommt. Man weiß nicht ob die Sonne scheint oder ob es aus Eimern regnet. Dazu kommt, dass zwar alle Packerinnen in einer Reihe nebeneinander stehen und man locker ein Schwätzchen halten könnte um nicht zu sehr im Selbstmitleid zu versinken, man aber nicht miteinander reden darf. Zumindest Michelle und mir wurde nach 5min Samltalk der Mund verboten. Von der Frau des Chefs. Oscar ist ein ziemlich cooler Schaffer-Typ, aber seine Frau ist eine Hyäne. Irgendwie erinnerte sie uns an einen Lehrer, ein recht hohes Tier, vor dem jeder kuschte, weil man sich lieber nicht mit ihm anlegen wollte. Seine Angewohnheit war es, sein Schlüsselbund immer in den Mittelfinger zu hängen und durch das Klirren der Schlüssel sein Kommen anzukündigen. Daher gaben Michelle und ich der Chef-Frau den Namen des besagten Lehrers um ganz offen über sie zu lästern. Denn glücklicher Weise versteht sie kein einziges Wort Deutsch. Und wenn man schon kein Deutsch versteht, wie soll man dann Saarländisch verstehen? Das war aber immer noch nicht das schlimmste, denn gegen die Langeweile half schließlich Harry Potter 1-7 als Hörspiel. Wie oft hab ich Harry Potter jetzt gelesen und gehört? Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Menschen gibt, der so viel unnützes Wissen über die Harry Potter – Geschichte hat wie ich. Ich habe bis jetzt noch niemanden gefunden, der es gewagt hätte, sich mit mir zu batteln. Jetzt kann ich wirklich für die nächsten 10 Jahre kein HP mehr hören, sehen oder lesen. Erst wenn Marco so weit ist, zu erfahren wer Voldemord ist, werd ich höchst wahrscheinlich mit ihm nochmal mich durch die 7 Bände kämpfen. Jedenfalls, was mir wirklich Sorgen bereitete, war mein Rücken. Ich bin ja ohnehin nicht der Typ, mit nem starken Rücken. Nicht ohne Grund hatte ich einen Vertrag im Fitnessstudio. (Ich, der Sportfreak :D ) Nach 2 Tagen spürte ich meinen Rücken schmerzen, nach 4 Tagen merkte ich, dass mindestens 3 Wirbeln nicht mehr da waren wo sie eigentlich hingehörten, nach 5 Tagen quälte ich mich auf die Arbeit. Am 6. Tag war es unerträglich und heute morgen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich genug Kohle verdient habe und dass mir meine Rücken, doch etwas bedeutet. Also hab ich gekündigt und fahre morgen nach Mareeba, wo Stefan letzte Woche schon einen Physiotherapeut entdeckt hat. Ich hoffe, dass dieser Mensch etwas von seinem Handwerk versteht und mich einrenken kann. Wie lange ich dann noch in Dimbulah bleiben werde, weiß ich nicht. Sicherlich bis zum Ende der Woche, denn so lang haben wir den Campingplatz bezahlt. Also muss der gratis-Strom, gratis-Dusche und der gratis-Kühlschrank noch voll ausgenutzt werden.

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