Donnerstag, 26. April 2012

Floating Villages

Heute sollte die "Mission Chillerhosen" in die Tat umgesetzt werden. Hab ichs eigentlich schon geschrieben oder nur jedem erzählt, dass man in Kambodscha noch richtig gut handeln kann? Die Verkäufer lassen sich auf 1/3 des ursprünglichen Preises runterhandeln. Sogar beim Essen gibt es Discounte. Da macht es noch richtig Spaß einen unverschämt niedrigen Preis vorzuschlagen. Jedenfalls hatten wir den Marktpreis für Chillerhosen bereits in Bangkok und auf dem Markt hier ausspioniert und wussten nun bestens bescheid. Da in Kambodscha auch gerade nix los ist, wegen der Nebensaison, hab ich doch tatsächlich 11 Chillerhosen für 44$ ergattert. Wie ich das gemacht habe, weiß ich selbst nicht genau. Denn der eigentliche Preis pro Hose sollte 12$ sein. Außerdem ist ja jede Hose anders und bei nicht jeder wollte die Verkäuferin überhaput einen Rabatt geben. Ich sollte also erst einmal mir 11 Stück aussuchen und dann wollte sie weiter sehen. Also gut. Ich lief in dem 5qm große Laden rum und wählt ganz unwillkürlich Hosen aus. Die Verkäuferin war mindestens so perplex wie ich selbst, daher willigte sie in den Deal ein. Kaum hatte ich die 11 Hosen in einer Plastiktüte verstaut, wurde ich ganz worris und lief gleich wieder zurück um sie schön ordentlich auszubreiten und doch die etwas unschönen billigen gegen schönere und eine XL-Friedel-Hose einzutauschen. Das passte der Verkäuferin zuerst gar nicht. Letztendlich hab ich aber doch die Hosen die ich wollte. (Gerade hab ich meine Emails gelesen und gesehen, dass ich eine weitere Bestellung von 2 Hosen erhalten habe. :) )
Nach diesem Shoppingmarathon, es war echt anstrengend, ich will gar nicht wissen, wie diese Tortur ausgegangen wäre, hätt ich bei über 40°C auch noch was anprobieren müssen, hielten wir einige Tuk-Tuk-Fahrer an, die uns zum Floating Village fahren sollten. Am ersten Tag in Siem Reap hat uns ja bereits einer für 4$ zum Bootsstand gebracht, nur leider hatten wir nicht genug Geld dabei um die 22$ pro Person für das Boot zu zahlen. Da der Typ wohl Provision von den Bootsmenschen erhällt, wussten wir, dass wir ein Boot sogar für 35$ zusammen bekommen hätten. Immer gut, wenn man sich im Vorfeld über die Preise informiert. Der 2. Tuk-Tuk-Fahrer den wir anhielten willigte ein uns für 4$ zu kutschieren und versprach uns ein Boot für 30$ zu verschaffen. Ohne großes handeln. Kam uns etwas komisch vor, aber egal. Als wir an der Bootsstation ankamen, war diese ganz anderes als die Tage zuvor. Der Zahlstand war statt auf der rechten auf der linken Seite und die Sessel waren auch weggeräumt. Kann es denn tatsächlich sein, dass einfach so, vom einem auf den andern Tag die Preise so fallen? Später hatten wir aber die Vermutung, da sowieso überall in der Stadt Polizisten mit Maschinengewähren rumstanden, und uns ein Boot mit den Regierungsmenschen von Südostasien entgegenkam, sich vielleicht deshalb, wegen dieses Gipfeltreffens etwas im Bootshaus geändert hat.
Wir bekamen also ein Privatboot und schon gings los, über einen Fluß in Richtung des Sees. Unser Fahrer erklärte uns, dass ja momentan Trockenzeit sei und sich deshalb nur knapp einen halben Meter Wasser im Flußbett befinde. Normalerweise wäre der Wasserspiegel ca. 8m hoch. Ganz schön krasse Vorstellung. Das floating Village war nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Ich hab mir wohl eher eine floating Straße vorgestellt, mit Häusern auf Stelzen. Aber hier schwammen die Häuser tatsächlich rum wie Boote. Festgebunden an Ankern aus Holzstäben. Große Häuser und kleine 5qm-Hütten. Tatsächlich gab es auch zwei Schwimmende Schulen, eine Kirche und ein Polizeihüttchen mit Polizeihunden. Ein Tourirestaurant und ein Lädchen. Unser Bootsfahrer hielt an dem Geschäft und wir konnten aussteigen um uns umzusehen. Natürlich nutzte der Geschäftsinhaber unsere weiße Hautfarbe gnadenlos aus. Er erzählte uns, dass hier sehr viele arme Kinder leben und wir ihnen doch hier etwas kaufen sollten wie zB einen Sack voll Reis oder Wasserflaschen. Leider konnte ich diesen Wucherpreis von 60$ für 50kg Reis nicht zahlen und hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, als ich den Laden verlies ohne auch nur ein Bombon für die armen Kinder gekauft zu haben. Aber ich denk mir, und tröste mich vielleicht auch mit dem Gedanken, dass ich ohnehin nicht alle Kinder hier glücklich machen kann. Und wie traurig wäre es gewesen, wenn ich einem Kind ein Bonbon gegeben hätten und den 50 daneben nix?! Zum ersten mal, wurde mir klar, dass Asien auch seine schlechten Seiten hat, die ich bis lang entweder ausgeblendet habe oder einfach nicht gesehen hab. Mir wurde unangenehm bewusst wie gut es mir geht und wie undankbar man doch trotzdem ist. Ich musste diese miesen Gedanken, die mich ganz traurig werden liesen unbedingt mit Stefan teilen und als er meinte, dass die Menschen hier eh nichts anderes kennen und es ihnen gar nicht so schlecht geht, wie der Ladenbesitzer es dargestellt hätte, ging es mir etwas besser. Mein Gemütszustand besserte sich noch viel mehr, als ich kurze Zeit später, Kinder ausgelassen im Wasser plantschen sah. Welches Kind in Deutschland hat denn bitte sein eignes Schwimmbad direkt vor der Haustür? So hat wohl alles seine guten und schlechten Seiten. Nichts ist nur ganz gut und auch nichts ist nur ganz schlecht. Und wenn man sich nur auf das Schlechte konzentriert, bleibt keine Zeit mehr, dem Guten und Schönen Beachtung zu schenken. Denn trotz, dass hier 4-14 Menschen in einer Hütte leben, wer weiß ob nicht mindestens einer dieser Mensche glücklicher ist, als manch einer in Deutschland. Ich weiß es nicht, ich kanns es mir nur an den freudigen Gesichtern der Kinder denken.
Unser Tuk-Tuk-Fahrer wartet in einem Straßencafé auf uns und fuhr uns zurück in die Pub-Street. Eine Straße voller Keipen und kleiner Restaurants. Dort bestellte ich Ananas-Beef und Stefan Chicken-Spieße. Beides war unheimlich lecker. Gesättig und überwältigt von den Ereignissen des heutigen Tages liefen wir zurück zum Hotel. Es war bereits 18Uhr und immer noch 38°C. Ich hatte heute mal wieder mindestens 5l ausgeschwitzt. Mein letztes T-Shirt, das vom vielen schwitzen noch nicht ruiniert war, hatte ich heute an und als ich es auszog, hatte es auch diese unappetitlichen braunen Ränder. Stefan holte unsere Wäche an der Rezeption ab, während ich mich klitsch nass vom duschen ins Bett unter den Ventilator legte und hoffte so etwas abzukühlen. Ich staunte nicht schlecht, als Stefan die Wäsche aus dem Plastikbeutel holte und dachte zuerst, die hätten ihm falsche T-Shirts eingepackt. Denn alle unsere Kleinder, die einst weiß waren, hatten einen ziemlich intensiven gelbstich. Doch was war das? Sogar mein Schlaf-T-Shirt, das schon nach der ersten Woche Thailand ruiniert war und seither nie wieder richtig weiß wurde, strahlte in einem so hellen weiß, dass ich richtig geblendet wurde. Auch Stefans Socken und Schaff-Unterhemden waren wieder weiß. Weißer als weiß. Haben die hier Wunderwaschmittel von dem selbst Ariel und Meister Propper noch nichts gehört haben? Wer weiß. Jedenfalls gab ich gleich meinen Lieblings-schweineteuren-BH auch in die Wäsche und hoffte, den in dem selben strahleweiß am nächsten Tag wieder zu bekommen.
Ansonsten waren Stefan und ich viel zu fertig von der Hitze, als dass wir noch irgend etwas interessantes, außer Postkarten schreiben, fertig brachten.

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